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untergehenden Römerwelt mit dem germanischen Wesen. Unter
den deutschen Völkern standen sie daher voran, und die Rück-
wirkung hievon auf den Stammesgeist ist noch an ihren späten
Nachkömmlingen deutlich bemerkbar.
Die Bevölkerung des badischen Unterlandes zeigt also vor-
herrschend das fränkische Element, in der Denkungsart, wie
im Benehmen, in der Sitte und Sprache. Nur im Süden, von
Rastatt bis Karlsruhe, erkennt man den alemannischen, wie
im Osten, bei Pforzheim, Brettheim, Eppingen und so weiter,
den schwäbischen Einfluß.
Im Einzelnen besteht aber gleichwohl näher betrachtet ein
großer Unterschied zwischen den Bewohnern der Pfalz, des
Oden Waldes, des Baulandes und Taubergrundes,
welcher unter ihnen selber durch Witzeleien und Spottnamen in
sprechender Weise hervorgehoben wird.
Der rheinthalische Pfälzer, durch sein gesegnetes Erdreich
und die vorzügliche Stellung seiner Beherrscher von jeher an ein
stolzes Selbstgefühl gewöhnt, erscheint in den Städten als der
urbanste Bürger und auf dem Lande als „Herren- oderMan-
chettenbauer", gleich dem Edelbauern im Markgräflerlande. Das
„Uzen" ist ihm angeboren, wie das „Hänseln" dem Baarer;
während er sich aber über die Gänsmauser im Buchfinken-
lande und über die dummen Schwaben im Oberlande lustig
macht, nennt man ihn mit demselben Rechte einen „Kreischer",
einen „Hansnarren", ein „Großmaul".
Es mag eine Schattenseite sein, wie der Pfälzer sich über-
hebt und an den Nachbarn reibt; auf seine „Spezel" aber hält
er desto mehr, und ist überhaupt ein höchst gesellschaftlicher, um-
gänglicher Mann, der in seinem Kopfe viel Unternehmungsgeist
und freiere Anschauung beherbergt.
Das Pfälzische Landvolk zeichnet sich durch fleißige, um-
sichtige, geschickte Bewirthschaftung seines Grundes und Bodens
besonders aus'"), wodurch die Pfalz auch in dieser Beziehung
20) Schon scit länger als anderthalb hundert Jahren pflanzen die Pfälzer
z. B. den Tabak und haben es darin neben ihrem Getraidebau zur Meisterschaft
Paderna, 1858. 22
untergehenden Römerwelt mit dem germanischen Wesen. Unter
den deutschen Völkern standen sie daher voran, und die Rück-
wirkung hievon auf den Stammesgeist ist noch an ihren späten
Nachkömmlingen deutlich bemerkbar.
Die Bevölkerung des badischen Unterlandes zeigt also vor-
herrschend das fränkische Element, in der Denkungsart, wie
im Benehmen, in der Sitte und Sprache. Nur im Süden, von
Rastatt bis Karlsruhe, erkennt man den alemannischen, wie
im Osten, bei Pforzheim, Brettheim, Eppingen und so weiter,
den schwäbischen Einfluß.
Im Einzelnen besteht aber gleichwohl näher betrachtet ein
großer Unterschied zwischen den Bewohnern der Pfalz, des
Oden Waldes, des Baulandes und Taubergrundes,
welcher unter ihnen selber durch Witzeleien und Spottnamen in
sprechender Weise hervorgehoben wird.
Der rheinthalische Pfälzer, durch sein gesegnetes Erdreich
und die vorzügliche Stellung seiner Beherrscher von jeher an ein
stolzes Selbstgefühl gewöhnt, erscheint in den Städten als der
urbanste Bürger und auf dem Lande als „Herren- oderMan-
chettenbauer", gleich dem Edelbauern im Markgräflerlande. Das
„Uzen" ist ihm angeboren, wie das „Hänseln" dem Baarer;
während er sich aber über die Gänsmauser im Buchfinken-
lande und über die dummen Schwaben im Oberlande lustig
macht, nennt man ihn mit demselben Rechte einen „Kreischer",
einen „Hansnarren", ein „Großmaul".
Es mag eine Schattenseite sein, wie der Pfälzer sich über-
hebt und an den Nachbarn reibt; auf seine „Spezel" aber hält
er desto mehr, und ist überhaupt ein höchst gesellschaftlicher, um-
gänglicher Mann, der in seinem Kopfe viel Unternehmungsgeist
und freiere Anschauung beherbergt.
Das Pfälzische Landvolk zeichnet sich durch fleißige, um-
sichtige, geschickte Bewirthschaftung seines Grundes und Bodens
besonders aus'"), wodurch die Pfalz auch in dieser Beziehung
20) Schon scit länger als anderthalb hundert Jahren pflanzen die Pfälzer
z. B. den Tabak und haben es darin neben ihrem Getraidebau zur Meisterschaft
Paderna, 1858. 22