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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Asbrand, Carl: Das Schloß Staufenburg in der Mortenau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0360
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— 342 —

bauern ergiengen, noch ein paar solche, und er wäre so ver-
kommen, daß ihm schwer mehr zu helfen gewesen.
Aber 57 hat gar edeln Wein gekocht und 58 hat ihn in
Massen gebracht, so daß, wer 12 Ohm „zu machen" gedachte,
deren 20 und darüber bekam. Und dazu gerieth der unentbehr-
liche Eindringling, die Kartoffel, dazu das Obst aller Art,
so daß Hande fehlten, es einzuheimsen. Korbvollweise sind Aepfel
unbeachtet im Fahrgeleise der bottenauer Thalstraße gelegen; alle
Hände waren fort in den Rebberg. Schon das Frühjahr hatte
Kirschen in solcher Fülle gespendet, daß es Bauern giebt, die
1200 Maß Kirschenwasfer erbrannten. Zu einer Maß Geist
aber braucht man 30 Maß Kirschen, und dies ist in gewöhn-
lichen Jahren der Mittelertrag eines Kirschbaums.
Obftertrag, Rebbau und Wieswachs ernährt die Staufen-
berger Thalleute, drum war von jeher ein eigentümlich Leben
dort; anders als beim Pflugbauern drunten in der Ebene, an-
ders als beim Waldbauern droben im Hochgebirg.
Und wie im Thale, so waltete ein absonderlich Leben auch
im Schlosse, das der kleinen Herrschaft den Namen gab. Für
den Porträtmaler rentiren sich scharfgeprägte Züge am besten;
so für den, welcher ein sociales Gebild durch die Jahrhunderte
seines Daseins verfolgen will, ein markig individualisirtes, lebens-
volles, mit eng bezirktem Schauplatz.
Da thut es denn gar nichts zur Sache, ob es an großen
Staatsactionen handelnd Theil genommen oder nicht. Die Zeit
ist gekommen, wo man ein tüchtiges Stück Volksleib interessant
findet, wenn auch nicht gerade der museulus steroo - oleicko-
ni38toiä6U8 drin spielt, welcher den Arm zum Säbelhiebe lüftet.
Und so sei denn Staufenberg die kleine Herrschaft: die Burg
droben mit ihrer bunten Besatzung, die Thäler drunterher mit
ihrem besondern.Völklein, für diesmal zur Darstellung erkoren
. ?. —
1) Quellen: vor Allem die Urkunden und Akten des KarlSr. Archivs,
Kopeibücher, Lehenbücher, Salbücher. An Gedrucktem in subsickium: 6v6.
Hirsau^.; 606. druck, keickenb.; Schöpflin; Sebsnnat. vinck. lit.;
Albert, ; Herzog; bes. aber Zeitschr. für Gesch. des Oberrheins.
 
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