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Es stand im Anfang des Mai eine furchtbare Röthe Nachts
am Himmel nördlich überlln dunteln Kamm des Stollenwalds,
und wieder eine andere südlich überlln Berg von Niederschopf-
heim. Jenes waren die Flammen von Ulm bürg, und hier
sank Schultern, die große Abtei, in Asche zusammen. Da
bebte Allerheiligen, es sparte nicht Geld, nicht gute Worte. Wer
weiß, was es gefruchtet, wenn, wie anderwärts, nur Eisen dem
Eisen und Mordbrand der Dörfer dem Brande der Klöster geant-
wortet hätte.
Den badischen Landen war ein besser Loos beschieden,
als allen andern, und der Ortenau ein kaum minder gelindes
durch die Staatsklugheit des Rathes von Straßburg, vor Allem
aber durch ein großes, edles Fürstenherz.
Markgraf Philipp wäre wohl auch der Mann gewe-
sen, „die Büchsen unter die Bauern sausen zu lassen", er-
halte die Kriegskunst so gut inne, als andere; er hatte vor Mi-
tylene die Bluttaufe in einer Art erstrebt, wie es den grausamen
Casimir von Brandenburg schwerlich gelüstet hätte, zu thun.
Auch er versuchte erst Gewalt, so lange es den Anschein
hatte, es gelte nur, einzelne kranke Stellen des Volkskörpers aus-
zuschneiden. Wie aber des Markgrafen klares Auge den Umfang
der Bewegung überschaute, wie das Gefühl bei ihm durchdrang,
es sei doch nur ein gerechter furchtbarer Nothschrei der miß-
handelten Volksschichtc, welcher so mißtönig durchs deutsche Land
scholl: da instruirte er seinen Kanzler Veh ns; da entsandte er
ihn und seine besten Räthe an die Häupter der Baucrnschaaren;
da reichte er der Stadt Straßburg die Hand, um mit ihr ge-
meinsam zu Leidigen, zu sühnen, wo Andere mit dem Schwerte
dreinschlugen.
Seine Friedensboten ritten ein im Bauernlager vor Ob e r-
kirch, suchten und fanden Gehör. Am 27ten April geschah
dann zu Ach ern die erste Besprechung der markgräflichen und
straßburgischen Räthe mit den Ausschüssen des Schwarz acher
und des Oberkircher Bauernhausens. Die Aufgestandenen
waren bereit, wenn man ihnen Straflosigkeit zusage, die in deu
42 Artikeln der gemeinen Bauerschaft enthaltenen Beschwerden
Es stand im Anfang des Mai eine furchtbare Röthe Nachts
am Himmel nördlich überlln dunteln Kamm des Stollenwalds,
und wieder eine andere südlich überlln Berg von Niederschopf-
heim. Jenes waren die Flammen von Ulm bürg, und hier
sank Schultern, die große Abtei, in Asche zusammen. Da
bebte Allerheiligen, es sparte nicht Geld, nicht gute Worte. Wer
weiß, was es gefruchtet, wenn, wie anderwärts, nur Eisen dem
Eisen und Mordbrand der Dörfer dem Brande der Klöster geant-
wortet hätte.
Den badischen Landen war ein besser Loos beschieden,
als allen andern, und der Ortenau ein kaum minder gelindes
durch die Staatsklugheit des Rathes von Straßburg, vor Allem
aber durch ein großes, edles Fürstenherz.
Markgraf Philipp wäre wohl auch der Mann gewe-
sen, „die Büchsen unter die Bauern sausen zu lassen", er-
halte die Kriegskunst so gut inne, als andere; er hatte vor Mi-
tylene die Bluttaufe in einer Art erstrebt, wie es den grausamen
Casimir von Brandenburg schwerlich gelüstet hätte, zu thun.
Auch er versuchte erst Gewalt, so lange es den Anschein
hatte, es gelte nur, einzelne kranke Stellen des Volkskörpers aus-
zuschneiden. Wie aber des Markgrafen klares Auge den Umfang
der Bewegung überschaute, wie das Gefühl bei ihm durchdrang,
es sei doch nur ein gerechter furchtbarer Nothschrei der miß-
handelten Volksschichtc, welcher so mißtönig durchs deutsche Land
scholl: da instruirte er seinen Kanzler Veh ns; da entsandte er
ihn und seine besten Räthe an die Häupter der Baucrnschaaren;
da reichte er der Stadt Straßburg die Hand, um mit ihr ge-
meinsam zu Leidigen, zu sühnen, wo Andere mit dem Schwerte
dreinschlugen.
Seine Friedensboten ritten ein im Bauernlager vor Ob e r-
kirch, suchten und fanden Gehör. Am 27ten April geschah
dann zu Ach ern die erste Besprechung der markgräflichen und
straßburgischen Räthe mit den Ausschüssen des Schwarz acher
und des Oberkircher Bauernhausens. Die Aufgestandenen
waren bereit, wenn man ihnen Straflosigkeit zusage, die in deu
42 Artikeln der gemeinen Bauerschaft enthaltenen Beschwerden