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DOI article:Bader, Joseph: Konstanz und Pater Buzelin: eine Berichtigung
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0447
429
Sprengels blieben lange Zeit das Einzige, was man solcher Art
besaß. Den meisten Werth jedoch hatte die Chronik, deren
Angaben (dste ältesten von Noah bis zu den Merovingern freilich
abgerechnet) ziemlich reichhaltig und gründlich sind und für die
Jahre von 1600 bis 1645 als Quelle gelten können.
Durch dieses Werk hat sichBuzelin unstreitig ein großes
Verdienst sowohl um Stadt und Bistum Konstanz, als um die
süddeutsche Historiographie überhaupt erworben. Ungleich wich-
tiger indessen würde unser Pater für feine Lieblingsstadt gewor-
den sein, wenn der großartige Plan hätte zur Ausführung
gebracht werden können, desfen so eifriger Bevorworter er war.
Eine Gesellschaft belgischer Handelsleute nämlich ließ
(wahrscheinlich in Folge des 12jährigen Waffenstillstandes zwischen
Spanien und den vereinigten Niederlanden, 1609) den Konstan-
zern und dem Erzherzoge den Vorschlag machen: „Wenn ihnen
freie Religionsübung zugesichert werde, wollten sie Konstanz
zu einem zweiten Amsterdam erheben."
Sie hatten die Lage der Stadt und die Verhältnisse am
Bodensee genau erwogen und geeignet befunden, daselbst einen
großen Handels- und Verkehrs platz zu errichten, welcher
sowohl für Belgien, als füBs ganze Reich, und selbst für Frank-
reich und Italien von unberechenbarem Vortheile werden müßte.
Sie waren bereit, die Rheinfälle bei Schafhausen, Thiengen,
Laufenburg und Beukheim (auro et ivKenio, wie Buzelin
sagt) zu sprengen?), und vom Bodensee bis aws Meer eine
ungehemmte Schifffahrt herzustellen.
Konstanz namentlich aber wollten diese reichen, unterneh-
menden Leute, ebenfalls auf ihre eigenen Kosten, zu einer der
stärksten Festungen des Reiches erheben, oder doch durch eine
Zitadelle, wie die antwerpische, hinlänglich beschützen.
So wäre der Bodensee dem Verkehre mit aller Welt
geöffnet, und der Rhein eine doppelt und dreifach bedeutendere
Wasserstraße geworden, als er damals und bisher war. Gleichwie
7) Den Schafhauscr Laufen würden sie wohl nicht gesprengt, sondern durch
einen Kanal umgangen haben.
Sprengels blieben lange Zeit das Einzige, was man solcher Art
besaß. Den meisten Werth jedoch hatte die Chronik, deren
Angaben (dste ältesten von Noah bis zu den Merovingern freilich
abgerechnet) ziemlich reichhaltig und gründlich sind und für die
Jahre von 1600 bis 1645 als Quelle gelten können.
Durch dieses Werk hat sichBuzelin unstreitig ein großes
Verdienst sowohl um Stadt und Bistum Konstanz, als um die
süddeutsche Historiographie überhaupt erworben. Ungleich wich-
tiger indessen würde unser Pater für feine Lieblingsstadt gewor-
den sein, wenn der großartige Plan hätte zur Ausführung
gebracht werden können, desfen so eifriger Bevorworter er war.
Eine Gesellschaft belgischer Handelsleute nämlich ließ
(wahrscheinlich in Folge des 12jährigen Waffenstillstandes zwischen
Spanien und den vereinigten Niederlanden, 1609) den Konstan-
zern und dem Erzherzoge den Vorschlag machen: „Wenn ihnen
freie Religionsübung zugesichert werde, wollten sie Konstanz
zu einem zweiten Amsterdam erheben."
Sie hatten die Lage der Stadt und die Verhältnisse am
Bodensee genau erwogen und geeignet befunden, daselbst einen
großen Handels- und Verkehrs platz zu errichten, welcher
sowohl für Belgien, als füBs ganze Reich, und selbst für Frank-
reich und Italien von unberechenbarem Vortheile werden müßte.
Sie waren bereit, die Rheinfälle bei Schafhausen, Thiengen,
Laufenburg und Beukheim (auro et ivKenio, wie Buzelin
sagt) zu sprengen?), und vom Bodensee bis aws Meer eine
ungehemmte Schifffahrt herzustellen.
Konstanz namentlich aber wollten diese reichen, unterneh-
menden Leute, ebenfalls auf ihre eigenen Kosten, zu einer der
stärksten Festungen des Reiches erheben, oder doch durch eine
Zitadelle, wie die antwerpische, hinlänglich beschützen.
So wäre der Bodensee dem Verkehre mit aller Welt
geöffnet, und der Rhein eine doppelt und dreifach bedeutendere
Wasserstraße geworden, als er damals und bisher war. Gleichwie
7) Den Schafhauscr Laufen würden sie wohl nicht gesprengt, sondern durch
einen Kanal umgangen haben.