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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Reich, L.: Die badische Landschaft Baar und ihre Bewohner
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0466
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Hals, und über den frei herabhängenden Köpfen sitzt ein eng
anliegendes, glattes, schwarzes Käppchen, dw bis in die Stirne
herein reicht und ein hübsches Gesicht nicht unfän abschließt '*).
Nach dem 30jährigen Kriege bis zu Aifang des vorigen
Jahrhunderts trug der Bauer, wie alte Votivtrfeln zeigen, seinen
stattlichen Knebelbart, eine breite Halskrause und kurze Jacke.
Schon der alte Kosmographe Münstrr rühnt von der Baar,
daß sie ein „stark und freudig Kriegsvolk" eräuge, und in der
That, an körperlicher Rüstigkeit seiner Bewohr.er hat dieser Gau
(mit dem Hanauerländlein und dem Baulande) vor anderen Lan-
destheilen noch immer etwas voraus, wie die Rekrutierungskom-
mission wohl am besten weißt.
Findet man in Wein- und Obstgegenden mehr Magerkeit
vorherrschen, so wird sich eine Bevölkerung, deren Reichthum
Getreide ist, mehr durch gesunde Körperfülle auszeichnen, was
sich in unserer Baar bei einzelnen wohlhäbigen Großbauern und
alten Vögten wohl auch durch ein Doppelkinn und einen statt-
lichen Leibesumfang kund thut. Die Gesichts form des Baa-
rers ist gewöhnlich eine plastische, ovale, während diejenige des
schwarzharigen Wälders als eine mehr gedrängte erscheint.
Was meine Landsmänninen betrifft, so glaube ich von
ihnen sagen zu dürfen, daß sie den Vergleich mit allen andern
Töchtern unseres Landes nicht zu scheuen brauchen. Besingt doch
der römische Dichter Ausonius schon ihren Liebreiz, indem er ein
Bild von seiner alemannischen Sklavin Bissula entwirft, „der
zarten blauäugigen Jungfrau, welche das Geheimniß der Donau-
quellen kennt, ein Barbarenkind, das hoch über allen Puppen
Latiums steht, dessen Bild nur ein Maler geben könnte, der
Rosen und Lilien zu mischen verstände".
Soll ich aber den Persenalbeschrieb des Baarers noch auf
seine Neigungen und Gewohnheiten ausdehnen, so darf, was die
Küche betrifft, sein Licblingsgericht, die nationalen „Knöpfte",

12) Trachten der katholischen und protestantischen Baar, des Breisgau'S
und Ktnztgthals, 4 tresstiche Blätter, sind von Nud. Gleichauf entworfen und
von N. He ine man auf Stein gezeichnet.
 
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