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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Reich, L.: Eine Farbenskizze aus den Zeiten des dreißigjährigen Krieges
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0531
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sich die Frau Mueter wieder nach Schafhausen begeben und den'
Amtleuten befohlen, man solle ihre Tochter zur Erde bestatten,
wie es schicklich sei. Sie nahm den jungen Grafen Max, der
ungefähr zwei Jahre alt war, mit sich Als der Leichnam
beigesetzt wurde, hatten ihm vier aus den Klosterfrauen das
Geleite vom Schloß bis in die Pfarrkirche gegeben."
Das Sterben riß immer mehr ein, und der Convent beschloß
sich zu vertheilen. Unsere Chronistin und Schwester Anna
Bärbele begaben sich nach Amtenhausen, um in dem entle-
genen Thale an der Donau „frische Luft zu holen". Nach vier
Wochen aber brach auch hier das leidige Wesen aus und die
Beiden waren genöthiget, wieder heimzukehren. Kaum jedoch
angekommen, fühlte sich Verena von der Pest ergriffen. Es
wurde ihr schnell zur Ader gelassen und hierauf ein Schweiß
bereitet. So gelangte sie, während die Krankheit inzwischen
mehr als ein Opfer im Kloster forderte, nach siebenwöchentlichem
Siechtume wieder zur Genesung.
Das Sterben, welches im Auguste 1635 seinen leidigen
Anfang genommen, dauerte bis in den März des folgenden
Jahres. Jetzt konnte man wieder etwas freier athmen und auch
wieder an die Wahl einer Klostervorstehcrin denken. Sie wurde
im Beisein des bischöflich konstanzischen Vikars, eines Paters
Allenforst, von fünf Conventfrauen vorgenommen und fiel
auf die Schwester Martha Modelsee.
Aber es waren noch schwere Zeiten durchzumachen bis zum
Frieden. Mit altbürgerlicher Kraft und Treue hatten die Städte
Villingen, Konstanz und Ueberlingen den schwedischen
Heeren Trotz geboten, bis dieselben nach der Nördlinger Schlacht
die oberen Gegenden räumen mußten. Nachdem jedoch die Fan -
zosen bald hernach mit gewohnter nachbarlicher Bereitwilligkeit
in's Land eingebrochen und mit den Schweden und dem Herzoge
5) Martmiltan Franz, geb. den 12. Mat 1634, der Erbe der Herr-
schaften Höwcn und Stültngen, nahm zu Straßburg 1681 ein tragisches Ende. Als
Ludwig XIV dort seinen Einzug hielt, eilte der Graf rasch die steinerne Stiege
seiner Wohnung Ktnab, verwickelte sich mit seinen Sporen, fiel und brach den Hals.
Er ward zu Haslach beigesctzt.
Badenia, 1858.

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