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So mußten wir auch, war Jemand in unseren Diensten nach
Dicßcnhofen zu schicken, immer einen Paßzcdcl vom Hohentwiel
drüben haben, und allzeit dem Schreiber etwas verehren."
Auf den Herbst wurden 900 kaiserliche Kroaten in die
Stadt gelegt, welche den Hohentwielern möglichsten Abbruch thun
sollten. Es scheint jedoch, daß sie mehr darauf bedacht waren,
den Quartiergcbern diesen Abbruch zu thun. „Sie sind 9 Wochen
hier gelegen", sagt unsere Chronik, „haben alle Nacht den Bur-
gern in die Keller und Stall' eingebrochen, Wein, Brot, Kälber
weggeuommen (wer kennt ihr Porträt nicht aus „Wallensteins
Lager"). Ist eine armselige Zeit gewest. Das Elend währte ab-
wechselnd bis zum Jahr 1640, während wir immer mit großem
Kosten und Schrecken zu Haus verblieben."
Mittlerweile hatte die Frau Gräfin von Pappenhcim
das Zeitliche gesegnet und der alte Graf kam wieder hiehcr und
„erklärte sich ganz kaiserlich". Er scheint ein gutmüthiger Patron
gewesen zu sein, der etwas unter dem Pantoffel seiner Frau ge-
standen. Er ermahnte die Nonnen, wenn sie etwas „von Briefen
und Silber bei Hause" hätten, cs Hinwegzuschaffen, und erbot
sich, dasselbe in „der Gutscheu" nach Schafhausen mitzunehmcn.
Da aber der Schatz nicht offen durch das Städtlein (Eugen)
gebracht werden durfte, so ließen sie Alles an einem Seil in
ihren Garten hinab und bei Nacht und Nebel durch die Wald-
wiese in die Schloßmühle schaffen, wo es die Schwester Verena
einpackte, nicht ohne Furcht und Bcsorgniß, so daß sie „das
Fieber dabei bekommen."
Dies geschah am Samstag vor der Fastnacht; am Sonntag
fuhr der Graf aus Engen hinweg, begleitet von vierzig Bür-
gern bis nach Schafhausen. Dort stellte er einer getreuen Klo-
stermagd Alles zu, welche es dann glücklich nach Dicßcnhofen
verbrachte. „In allem Wesen des ganzen Krieges", bezeugt die
Chronistin, „hat uns der Graf viel Gutes gethan mit Hülf
und Rath; selbst da der jung Graf gelebt und sich schwedisch
erzeigt, ist allen Menschen, die sich in unsere Stadt Engen
begeben, sie seien geistlich oder weltlich gewesen, Schutz und
Schirm von ihrer Gnaden gewährt worden."
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So mußten wir auch, war Jemand in unseren Diensten nach
Dicßcnhofen zu schicken, immer einen Paßzcdcl vom Hohentwiel
drüben haben, und allzeit dem Schreiber etwas verehren."
Auf den Herbst wurden 900 kaiserliche Kroaten in die
Stadt gelegt, welche den Hohentwielern möglichsten Abbruch thun
sollten. Es scheint jedoch, daß sie mehr darauf bedacht waren,
den Quartiergcbern diesen Abbruch zu thun. „Sie sind 9 Wochen
hier gelegen", sagt unsere Chronik, „haben alle Nacht den Bur-
gern in die Keller und Stall' eingebrochen, Wein, Brot, Kälber
weggeuommen (wer kennt ihr Porträt nicht aus „Wallensteins
Lager"). Ist eine armselige Zeit gewest. Das Elend währte ab-
wechselnd bis zum Jahr 1640, während wir immer mit großem
Kosten und Schrecken zu Haus verblieben."
Mittlerweile hatte die Frau Gräfin von Pappenhcim
das Zeitliche gesegnet und der alte Graf kam wieder hiehcr und
„erklärte sich ganz kaiserlich". Er scheint ein gutmüthiger Patron
gewesen zu sein, der etwas unter dem Pantoffel seiner Frau ge-
standen. Er ermahnte die Nonnen, wenn sie etwas „von Briefen
und Silber bei Hause" hätten, cs Hinwegzuschaffen, und erbot
sich, dasselbe in „der Gutscheu" nach Schafhausen mitzunehmcn.
Da aber der Schatz nicht offen durch das Städtlein (Eugen)
gebracht werden durfte, so ließen sie Alles an einem Seil in
ihren Garten hinab und bei Nacht und Nebel durch die Wald-
wiese in die Schloßmühle schaffen, wo es die Schwester Verena
einpackte, nicht ohne Furcht und Bcsorgniß, so daß sie „das
Fieber dabei bekommen."
Dies geschah am Samstag vor der Fastnacht; am Sonntag
fuhr der Graf aus Engen hinweg, begleitet von vierzig Bür-
gern bis nach Schafhausen. Dort stellte er einer getreuen Klo-
stermagd Alles zu, welche es dann glücklich nach Dicßcnhofen
verbrachte. „In allem Wesen des ganzen Krieges", bezeugt die
Chronistin, „hat uns der Graf viel Gutes gethan mit Hülf
und Rath; selbst da der jung Graf gelebt und sich schwedisch
erzeigt, ist allen Menschen, die sich in unsere Stadt Engen
begeben, sie seien geistlich oder weltlich gewesen, Schutz und
Schirm von ihrer Gnaden gewährt worden."
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