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Das Erzhaus Oesterreich hatte jedoch seine Ansprüche auf
Höwen und Stülingen immer noch nicht aufgegcben, und es
wurde der Versuch gemacht, die Herrschaft mit Gewalt einzuneh-
men. „Zudem war sie auch den Schwedischen auf Hohent-
wiel verpflichtet mit starker Auflag, Contribution und Fron. Es
ist ein Elend gewesen, das nit zu sagen, viel weniger zu schreiben.
Hat ein Jeder wollen die Herrschaft haben; ich weiß nit wohl,
wie ich schreiben soll, daß man es verstand" 6).
„Ein Ueberfall folgte auf den andern. Alle Tage gab's was
Neues; einmal war man schwedisch, das andremal öster-
reichisch, und das währte lange so fort, wodurch alle Bürger
und wir auch in große Armut und Schulden geriethen."
So erschien dann das Jahr 1640, wo Stadt und Kloster
ohne schützende Obrigkeit allem Elende preisgegeben waren. Die
zu Hohentwiel, mit Widerhold an der Spitze, gedachten im
Trüben zu fischen. Es war um Lichtmeß, als sie mit den „luthe-
rischen Amtleuten, die noch von Pappenheim in der Stadt ange-
stellt" waren, den Plan geschmiedet, auf einen Sonntag frühe
in die Stadt zu fallen und alle Pf aff en häuf er auszuplündern
und in Brand zu stecken.
Samstags vorher kam das Schloßgesinde und brachte alle
Herrschaftfrüchten im Klosterkasten hinweg. Um Mitter-
nacht sollte das „leidig Wesen angehcn." Richtig, die Soldaten
von Hohentwiel zogen im Dunkeln von ihrem Neste herab
und legten sich in einen Baumgarten vor das Stadtthor. Sie
glaubten, es wäre noch frühe; da schlug es aber vier Uhr, und
vom Klösterlein her hallte das Glückte in, welches die Nonnen
zur Mette rief. Die Hohentwieler stutzten und glaubten sich ver-
rathen, indem sie das Läuten für ein Alarmzeichen hielten. Das
benahm ihnen den Muth, und sie begnügten sich mit der Heldcn-
that, die Schloß- und die Steigmüle anzustecken!
6) Allerdings keine Kleinigkeit, den Handel, in dem der Kaiser als In-
teressent und Richter zugleich, die pappenhcimischcn Agnaten und eigenen Sippen
der Grasen als Gegner aufgetreten, die Akten verschleppt gewesen und ein
endgiltiger Spruch siebenzig Jahre lang auf sich warten lasten — so darzustellen,
daß es Jedermann verstehe.
Das Erzhaus Oesterreich hatte jedoch seine Ansprüche auf
Höwen und Stülingen immer noch nicht aufgegcben, und es
wurde der Versuch gemacht, die Herrschaft mit Gewalt einzuneh-
men. „Zudem war sie auch den Schwedischen auf Hohent-
wiel verpflichtet mit starker Auflag, Contribution und Fron. Es
ist ein Elend gewesen, das nit zu sagen, viel weniger zu schreiben.
Hat ein Jeder wollen die Herrschaft haben; ich weiß nit wohl,
wie ich schreiben soll, daß man es verstand" 6).
„Ein Ueberfall folgte auf den andern. Alle Tage gab's was
Neues; einmal war man schwedisch, das andremal öster-
reichisch, und das währte lange so fort, wodurch alle Bürger
und wir auch in große Armut und Schulden geriethen."
So erschien dann das Jahr 1640, wo Stadt und Kloster
ohne schützende Obrigkeit allem Elende preisgegeben waren. Die
zu Hohentwiel, mit Widerhold an der Spitze, gedachten im
Trüben zu fischen. Es war um Lichtmeß, als sie mit den „luthe-
rischen Amtleuten, die noch von Pappenheim in der Stadt ange-
stellt" waren, den Plan geschmiedet, auf einen Sonntag frühe
in die Stadt zu fallen und alle Pf aff en häuf er auszuplündern
und in Brand zu stecken.
Samstags vorher kam das Schloßgesinde und brachte alle
Herrschaftfrüchten im Klosterkasten hinweg. Um Mitter-
nacht sollte das „leidig Wesen angehcn." Richtig, die Soldaten
von Hohentwiel zogen im Dunkeln von ihrem Neste herab
und legten sich in einen Baumgarten vor das Stadtthor. Sie
glaubten, es wäre noch frühe; da schlug es aber vier Uhr, und
vom Klösterlein her hallte das Glückte in, welches die Nonnen
zur Mette rief. Die Hohentwieler stutzten und glaubten sich ver-
rathen, indem sie das Läuten für ein Alarmzeichen hielten. Das
benahm ihnen den Muth, und sie begnügten sich mit der Heldcn-
that, die Schloß- und die Steigmüle anzustecken!
6) Allerdings keine Kleinigkeit, den Handel, in dem der Kaiser als In-
teressent und Richter zugleich, die pappenhcimischcn Agnaten und eigenen Sippen
der Grasen als Gegner aufgetreten, die Akten verschleppt gewesen und ein
endgiltiger Spruch siebenzig Jahre lang auf sich warten lasten — so darzustellen,
daß es Jedermann verstehe.