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„Zuvor haben wir, erzählt die Chronistin weiter, im Kloster
ohne Furcht zugeschaut, aber wie die Kuglen anfangs herauf
gegen uns gefahren, sind wir voll Schrecken hindersich gewichen.
Die Bürger haben etliche Soldaten und Pferde durch Schießen
beschädiget." Viele Bürger waren an Brot und Mehl ausge-
kommen, welches sie im Kloster zu leihen kamen; ein längerer Wi-
derstand war sichtbar vergeblich, also wurde accordiert.
„Die Soldaten hat man auf ihre eigene Gefahr hin einge-
lassen, d. h. so sie von den Schwedischen sollten überfallen wer-
den, wollten sich die Bürger nix d'rum annehmen." Die Kai-
serlichen zogen demgemäß in die Stadt, wo sie acht Wochen
unangefochten blieben. Das viele Volk verursachte (nach dama-
ligem Geldwerthe) große Theurung. Der Eimer Wein kostete
3 Gulden, das Viertel Kernen 18, Gerste 12, Hafer 9 Bazen,
das Pfund Schmalz 16, und das Fleisch 6 Kreuzer.
Jetzt aber zog sich ein finsteres Ungewitter, wohl das
schwerste von allen, über der Stadt Engen zusammen. Am
17ten Juli sah man die Hohentwiel er und die Reichsstädti-
schen, „d. h. die Völker (weimarischen Besatzungen) von Laufen-
burg, Rheinfelden, Neuenburg und Breisach vor den
Mauern sich lagern. Dabei befand sich allerlei aufrührerisches
Gesindel, Schweden, Franzosen, Wirtenberger und Alles, was
wider das Reich und den Kaiser war.
Diese „Rebellen" verlangten von der Stadt, welche weder
ein Stand des Reiches war, noch einen Herrn hatte, sich zu er-
geben. Auf derselben abschlägige Antwort führten sie „große
Stück" vom Hohentwiels herab, schafften solche am 171en Mor-
gens vor vier Uhr in den hochgelegenen Kapuzinergarten und
feuerten die vier ersten Schüsse zum Gruß auf die Kirche des
Frauenklösterleins ab. Da thaten der Pater Antonius,
der Quardian, und Pater Trutbertus, der Prediger, einen
Fußfall vor dem Obristen von Erlach, das Kirchlein zu schonen.
Die Bitte ward erhört, weil sie ihm vorstellten, daß das Kirch-
lein außerhalb an der Stadtmauer angebaut sei. Die Con-
stabler ließen davon ab „und fiengen unten am Eck an, wo sezund
das Rondell zum Seckrete ist." Sie thaten gegen 50 Schüsse
„Zuvor haben wir, erzählt die Chronistin weiter, im Kloster
ohne Furcht zugeschaut, aber wie die Kuglen anfangs herauf
gegen uns gefahren, sind wir voll Schrecken hindersich gewichen.
Die Bürger haben etliche Soldaten und Pferde durch Schießen
beschädiget." Viele Bürger waren an Brot und Mehl ausge-
kommen, welches sie im Kloster zu leihen kamen; ein längerer Wi-
derstand war sichtbar vergeblich, also wurde accordiert.
„Die Soldaten hat man auf ihre eigene Gefahr hin einge-
lassen, d. h. so sie von den Schwedischen sollten überfallen wer-
den, wollten sich die Bürger nix d'rum annehmen." Die Kai-
serlichen zogen demgemäß in die Stadt, wo sie acht Wochen
unangefochten blieben. Das viele Volk verursachte (nach dama-
ligem Geldwerthe) große Theurung. Der Eimer Wein kostete
3 Gulden, das Viertel Kernen 18, Gerste 12, Hafer 9 Bazen,
das Pfund Schmalz 16, und das Fleisch 6 Kreuzer.
Jetzt aber zog sich ein finsteres Ungewitter, wohl das
schwerste von allen, über der Stadt Engen zusammen. Am
17ten Juli sah man die Hohentwiel er und die Reichsstädti-
schen, „d. h. die Völker (weimarischen Besatzungen) von Laufen-
burg, Rheinfelden, Neuenburg und Breisach vor den
Mauern sich lagern. Dabei befand sich allerlei aufrührerisches
Gesindel, Schweden, Franzosen, Wirtenberger und Alles, was
wider das Reich und den Kaiser war.
Diese „Rebellen" verlangten von der Stadt, welche weder
ein Stand des Reiches war, noch einen Herrn hatte, sich zu er-
geben. Auf derselben abschlägige Antwort führten sie „große
Stück" vom Hohentwiels herab, schafften solche am 171en Mor-
gens vor vier Uhr in den hochgelegenen Kapuzinergarten und
feuerten die vier ersten Schüsse zum Gruß auf die Kirche des
Frauenklösterleins ab. Da thaten der Pater Antonius,
der Quardian, und Pater Trutbertus, der Prediger, einen
Fußfall vor dem Obristen von Erlach, das Kirchlein zu schonen.
Die Bitte ward erhört, weil sie ihm vorstellten, daß das Kirch-
lein außerhalb an der Stadtmauer angebaut sei. Die Con-
stabler ließen davon ab „und fiengen unten am Eck an, wo sezund
das Rondell zum Seckrete ist." Sie thaten gegen 50 Schüsse