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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Die Zerstörung von Heidelberg im orleans'schen Kriege
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0549
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den Deutschen abermals anzubinden, worzu ihm der Tod des
Pfälzers die beste Gelegenheit geben konnte" *)?
Das Recht der Erbfolge lag dunkel zwischen der velden-
zischen und neuburgischen Linie. Es kam zu einem hef-
tigen Erbstreite, und als Herzog Philipp Wilhelm zu Neu-
burg den einheimischen Prätendenten überwunden sah, erhob sich
jener weit furchtbarere fremde. Was dort mit der Feder ent-
schieden worden, das sollte hier zu den Waffen, zur abscheu-
lichsten Verwüstung führen.
Ludwig XIV, dieser hochgepriesene, viel besungene, ver-
götterte Monarch, in seinen ältern Tagen, wo er hätte können
gesättigt sein vom blutigen Kriegsruhme, wie von den fri-
volen Genüssen des Hoflebens, trat als erster Held dieses Dra-
mas auf. Aber eben dadurch hat ihn das Schicksal gerichtet --
nimmer wird das Brandmal von seinem Andenken zu löschen
sein, welches ihm der Namen „Pfalz" aufdrückt.
Der Bruder des Königs, Herzog PHilipp von Orleans,
besaß die Schwester des verstorbenen Kurfürsten, die Prinzessin
Elisabcthe Charlotte, zur Gemahlin. Diese Verbindung
hatte dem pfälzischen Ehrgeize geschmeichelt und die Hoffnung
großer Vortheile gegeben ; sie war aber blos ein Orzeugniß
jener französischen Politik, welche von jeher nichts als
ihren eigenen Vortheil gesucht und dafür Alles preiszugeben fähig
gewesen, was unter den Menschen recht und heilig ist.

L) Von Ludewig, Oermnni» princep«. Das Buch vom ganzen pfäl-
zischen Hause, S. 533.
3) Die Prinzessin Liselotte (wie man sic kurzweg nannte) sollte an den
Markgrafen Fridcrich Magnus von Baden-Durlach vermählt werden; die
Sache zerschlug sich aber bei Gelegenheit eines geringfügigen Umstandes (Sachs,
bad. Gesch. V, 59), woraus man wohl ersieht, daß der Kurfürst, ihr Vater,
schon vom Versailler Hofe geangelt war. Er hoffte durch diese Verbindung be-
sonders die Sicherheit seines von der französischen Gränze her beständig bedrohten
Landes zu erkaufen. Die fromme Tochter gehorchte, konnte sich aber nicht ent-
halten, zu sagen: „So bin ich denn das politische Lamm, welches für das
Land soll geopfert werden." W. Menzel in den Stuttgart. Publieat. VI,
Vorbericht.
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