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Pfälzer, in ihrer deutschen Treuherzigkeit, glaubten an keinen
Krieg, weil der nimwegische Frieden noch viele Jahre nicht ab-
gelaufen war. Da schien der Himmel ein Vorzeichen der kom-
menden Gräuel zu geben — plötzlich verließen alle Störche
die pfälzischen, speierischen und badischen Lande.
Aber Niemand verstand dieses Zeichen, bis am 14ten Sep-
tember ein französisches Heer unversehens in die Pfalz ein-
fiel. „Dasselbe traf die Deutschen ganz unbereitet an. Sie schliefen
gleichsam auf beiden Ohren, ohne einen Friedensbruch zu ahnen
— weil keine fömliche Kriegserklärung erfolgte" 5).
Man schien vergessen zu haben, daß die g-aUien litWs
eine schlimmere sei, als einst die panische gewesen. Der „aller-
christlichste König", wegen der Siege des Kaisers im Osten gegen
die Türken für diesen Erbfeind der Christenheit höchlichst be-
sorgt , ergriss den nächsten Anlaß, das Reich im Westen zu allar-
mieren. Während seine Truppen die Reichsgränze überschritten,
erschien ein französisches Manifest, „dessen schamlose Haltung",
wie Häusser sagt, „später nur durch ähnliche Erzeugnisse des
Bonapartis-mus übertroffen ward."
Der König hatte den Dauphin dazu bestimmt, den Ein-
falt in die Rheinpfalz zu übernehmen. Unter demselben befeh-
ligte der Marschall Du ras die Jnvasionsarmee, welche aus
neunzehn Bataillonen und vierundvierzig Escadronen oder 12,000
Mann im Ganzen ^) bestand.
Der erste feindliche Akt war die Belagerung von Kaisers-
lautern. Nachdem diese Stadt, ungeachtet ihrer heldenmüthigen
Gegenwehr, am 29ten September kapitulieren müßen, überzog
der Feind alles jenseitrheinische Land (Alzei, Neustadt, Worms,
Speier, Mainz, Oppenheim), und belagerte sodann Philipps-
burg, um sich auch des diesseitigen zu bemustern.
5) Daselbst, S. 632. Es wurde auf diesen Friedensbruch eine Münze
geschlagen mit den (auch heute wieder zu beherzigenden) Versen:
Denk Teutschland an den Friedcnsbruch:
Die Hüls' durch Treu' und Eintracht such'.
6) Laroche, der deutsche Oberrhein von 1622 bis 1801, S. 48,
Pfälzer, in ihrer deutschen Treuherzigkeit, glaubten an keinen
Krieg, weil der nimwegische Frieden noch viele Jahre nicht ab-
gelaufen war. Da schien der Himmel ein Vorzeichen der kom-
menden Gräuel zu geben — plötzlich verließen alle Störche
die pfälzischen, speierischen und badischen Lande.
Aber Niemand verstand dieses Zeichen, bis am 14ten Sep-
tember ein französisches Heer unversehens in die Pfalz ein-
fiel. „Dasselbe traf die Deutschen ganz unbereitet an. Sie schliefen
gleichsam auf beiden Ohren, ohne einen Friedensbruch zu ahnen
— weil keine fömliche Kriegserklärung erfolgte" 5).
Man schien vergessen zu haben, daß die g-aUien litWs
eine schlimmere sei, als einst die panische gewesen. Der „aller-
christlichste König", wegen der Siege des Kaisers im Osten gegen
die Türken für diesen Erbfeind der Christenheit höchlichst be-
sorgt , ergriss den nächsten Anlaß, das Reich im Westen zu allar-
mieren. Während seine Truppen die Reichsgränze überschritten,
erschien ein französisches Manifest, „dessen schamlose Haltung",
wie Häusser sagt, „später nur durch ähnliche Erzeugnisse des
Bonapartis-mus übertroffen ward."
Der König hatte den Dauphin dazu bestimmt, den Ein-
falt in die Rheinpfalz zu übernehmen. Unter demselben befeh-
ligte der Marschall Du ras die Jnvasionsarmee, welche aus
neunzehn Bataillonen und vierundvierzig Escadronen oder 12,000
Mann im Ganzen ^) bestand.
Der erste feindliche Akt war die Belagerung von Kaisers-
lautern. Nachdem diese Stadt, ungeachtet ihrer heldenmüthigen
Gegenwehr, am 29ten September kapitulieren müßen, überzog
der Feind alles jenseitrheinische Land (Alzei, Neustadt, Worms,
Speier, Mainz, Oppenheim), und belagerte sodann Philipps-
burg, um sich auch des diesseitigen zu bemustern.
5) Daselbst, S. 632. Es wurde auf diesen Friedensbruch eine Münze
geschlagen mit den (auch heute wieder zu beherzigenden) Versen:
Denk Teutschland an den Friedcnsbruch:
Die Hüls' durch Treu' und Eintracht such'.
6) Laroche, der deutsche Oberrhein von 1622 bis 1801, S. 48,