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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Rothenfels: eine historisch-topographisch-statistische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0577
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559

ein Glied der kalwischen Familie mit dem Rothenfelser Gute ab-
gefunden werden — im Jahre 1041 gehörte dasselbe einem
Grafen Heinrich, welcher sich aber veranlaßt sah, es als freies
Eigentum an das Reichsoberhaupt abzutreten.
König Heinrich III war von feinem Vater her ein eifriger
Freund und Wohlthätcr der Domkirche zu Spei er und förderte
ganz besonders den dortigen Münsterbau. Zu diesem Behufe
machte er dem Hochstifte mehrere bedeutende Schenkungen, wo-
runter sich namentlich auch jenes Hofgut in Rothenfels be-
fand. Der hohe Geber verschrieb es den Domherren gleichfalls
als freies Eigentum, mit allen dazu gehörigen Gütern, Leuten
und Rechten, zu einer Jahrtagsstiftung für seinen Vater und
Vorweser. Nach dem Wortlaute des Schenkungsbriefes o) lag
dasselbe in IlfKO^ve, in oornitntu ^änlberti eomitis
(lle und es gehörten dazu viele Leibeigenen, Feldungen,
Aecker, Wiesen und Wälder, nebst etlichen Scheunen, Hofstätten,
Mühlen, Jagden und Fischenzen.
Nun war damals eine Zeit, wo mit den Fr ei le Uten?)
unserer Gaue eine große Veränderung vorgieng, indem die mei-
sten derselben aus mancherlei Ursachen auf ihre Freiheit ver-
zichten mußten, während sich die übrigen zu Herren oder Dy-
nasten emporschwangen. Dieses geschah leider sehr häufig durch
Anmaßung und Unterdrückung, wobei besonders die geistlichen
Güter eine Beute der weltlichen Großen wurden. Ein solches
Schicksal hatten denn auch viele Güterstücke des stiftspeierischen
Prädiums zu Rothenfels.
6) Abgedruckt bet Rcmling, Gcsch. d. Bisch, von Speier. Urk. I, 31, 41.
7) Solche trumines liireii, inAenui, liker! knrones et rustici, wie sie
Felir Häm merlin nennt, waren die Ucbcrblcibsel der freien Franken und
Alemannen, welche unser Rhcinthal erobert hatten. Aus ihnen gierigen einer-
seits die freien Vogt- und Zinsleute, andererseits der eigentliche Adel (die
wahren Freiherren-Geschlcchter) des Landes hervor, der seine Soldaten (milites,
Minister iales) hielt, wie die Fürsten, welchen er ebenbürtig war. Aus diesen
Soldaten oder „Edelknechten" aber erwuchs durch die Schildbürtigkeit, die
Ritterwürde, die Bcncfizien und Lehen, der niedere Adel, dessen neugebackene
„Freiherren" sich auf ihren Titel um so stolzer und eifersüchtiger zeigten, je ver-
dächtiger derselbe erworben worden.
 
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