DOI issue:
Inhalt
DOI article:Bader, Joseph: Rothenfels: eine historisch-topographisch-statistische Skizze
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0578
560
Unter den Ufgauer Freimännern, welche sich auf die bezeich-
nete Weise aus ihren alten Bauern-Verhältnissen zum Herren-
stande empor zu arbeiten suchten, zeichnete sich ein gewisser
Wernhard besonders aus. Derselbe war im untern Murg-
thale reich begütert, und wo ihm ein angränzendes Stück Land
zur Ergänzung oder zur Abrundung seines Besitztumes geeignet
schien, da griff seine Hand ohne weiteres zu. Zum Schutze dieses
Raubes aber erbaute er zu Michelbach eine starke Zwingburg
und gerierte sich sofort vioientn sloininationo, wie eine Urkunde
sagt, als Herr der ganzen Umgebung.
Da wendeten sich die Speierer Domherren klagend an den
König und dieser bewährte Freund ihres Stiftes stellte den neuen
Baron von Michelbach vor ein Gericht, welches ihn dazu
verurtheilte, seine Veste niederzureißen und das angemaßte Gut
zurückzugeben. Nach dem Tode Heinrichs III jedoch betraten die
Söhne Wernhards^) die väterliche Bahn nur desto frecher,
stellten die geschleifte Zwingburg wieder her und bemächtigten sich
noch weit mehrerer Güter des Domstiftes.
Aber auch Heinrich IV zeigte sich als Freund und Be-
schützer der Kirche zu Speier. Als ihm die Gewaltstreiche der
Michelbacher Herren geklagt worden, nöthigte er dieselben
nicht allein, alle geraubten Stiftsgüter (sammt der Burg) zurück
zu erstatten, und allen verursachten Schaden zu ersetzen, sondern
ihm, dem Könige, auch ihre sämmtlichen Besitzungen dasiger
Enden käuflich abzutreten, „damit ihnen und ihren Nachkommen
jede Gelegenheit zu neuen Anmaßungen benommen sei."
Diese Besitzungen lagen zu Lentfridsweiler, Obernweiler,
Winkel, Eichelbach, Elchesheim, Geschwänd, Hirschbühl,
Frierlinden, Merfeld, Bikes- und Oetigheim"), und der
8) Eberhard, Wernhard und Kuno, welch' letzterer seit 1100 Bischof
zu Straßburg war, 1123 aber abgesetzt wurde. Mooyer, Verzeichn, d. deutsch.
Bischöfe (Minden, 1854), S. 105.
9) Rcmling, a. a. O. I. 79. Die ungcsperrt gedruckten Orte weiß ich
bis auf Eichclbach nicht mehr nachznweisen. Diese vilwln aber lag zwischen
Rothcnfels und Winkel, am Eichelberge, und wurde um 1290 mit Muggen-
sturm verschmolzen. Vergl. oberrh. Zeit schr. 1, 243 u. II, 465.
Unter den Ufgauer Freimännern, welche sich auf die bezeich-
nete Weise aus ihren alten Bauern-Verhältnissen zum Herren-
stande empor zu arbeiten suchten, zeichnete sich ein gewisser
Wernhard besonders aus. Derselbe war im untern Murg-
thale reich begütert, und wo ihm ein angränzendes Stück Land
zur Ergänzung oder zur Abrundung seines Besitztumes geeignet
schien, da griff seine Hand ohne weiteres zu. Zum Schutze dieses
Raubes aber erbaute er zu Michelbach eine starke Zwingburg
und gerierte sich sofort vioientn sloininationo, wie eine Urkunde
sagt, als Herr der ganzen Umgebung.
Da wendeten sich die Speierer Domherren klagend an den
König und dieser bewährte Freund ihres Stiftes stellte den neuen
Baron von Michelbach vor ein Gericht, welches ihn dazu
verurtheilte, seine Veste niederzureißen und das angemaßte Gut
zurückzugeben. Nach dem Tode Heinrichs III jedoch betraten die
Söhne Wernhards^) die väterliche Bahn nur desto frecher,
stellten die geschleifte Zwingburg wieder her und bemächtigten sich
noch weit mehrerer Güter des Domstiftes.
Aber auch Heinrich IV zeigte sich als Freund und Be-
schützer der Kirche zu Speier. Als ihm die Gewaltstreiche der
Michelbacher Herren geklagt worden, nöthigte er dieselben
nicht allein, alle geraubten Stiftsgüter (sammt der Burg) zurück
zu erstatten, und allen verursachten Schaden zu ersetzen, sondern
ihm, dem Könige, auch ihre sämmtlichen Besitzungen dasiger
Enden käuflich abzutreten, „damit ihnen und ihren Nachkommen
jede Gelegenheit zu neuen Anmaßungen benommen sei."
Diese Besitzungen lagen zu Lentfridsweiler, Obernweiler,
Winkel, Eichelbach, Elchesheim, Geschwänd, Hirschbühl,
Frierlinden, Merfeld, Bikes- und Oetigheim"), und der
8) Eberhard, Wernhard und Kuno, welch' letzterer seit 1100 Bischof
zu Straßburg war, 1123 aber abgesetzt wurde. Mooyer, Verzeichn, d. deutsch.
Bischöfe (Minden, 1854), S. 105.
9) Rcmling, a. a. O. I. 79. Die ungcsperrt gedruckten Orte weiß ich
bis auf Eichclbach nicht mehr nachznweisen. Diese vilwln aber lag zwischen
Rothcnfels und Winkel, am Eichelberge, und wurde um 1290 mit Muggen-
sturm verschmolzen. Vergl. oberrh. Zeit schr. 1, 243 u. II, 465.