DOI Heft:
Die Juden in Konstanz. Nach den Urkunden des dortigen Stadtarchives
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0043
— 29 —
U a ch w o r t e.
Diese kurze Schilderuug von den Verhältnissen der Juden
in der ehemals reichssreien, hernach vorderösterreichischen Stadt
Konstanz gibt uns ein verkleinertes Bild des Schicksals, welchem
sich das israelitische Volk nach seiner ZerstrLuung in Deutschland
preisgegeben sah. Es war ein herbes Loos — herbeigeführt durch
die tranrigste Verkettung von Mißgeschick und Selbstver-
schuldung, wie es das Verhängniß kaum über einen andern
Volksstamm jemals gebracht hat.
„Seit dem Christentume sind die Juden eine außerordent-
liche Erscheinnng in der Geschichte; denn unter alle Völker zer-
sträut, fügen sie sich in die Lebensweise derselben und reden
deren Sprache, verschmelzen sich aber nicht mit ihnen, son-
dern bewahren ihre Religion und durch sie ihre Nationalitat.
Diese Eigentümlichkeit hat kein anderes Volk auf Erden, sie ist
nur aus dem Christentume richti§ zu beurtheilen, weil die
erste Ausbreitung desselben mit der Zersträuung der Juden ur-
sächlich zusammenhängt."
„Neben den Aposteln und ihren Jüngern, welche in alle
Welt ausgiengen, mußten die Juden als unfreiwillige Zeugen
auch zu allen Völkern gehen und mit der Prophezeiung des alten
Teftaments den Heiden die Wahrheit der Erfüllung durch das
neue bekräftigen helfen. Hiedurch sind und bleiben sie für die
Heiden und Glaubensloseu ein dauernder Beweis des Christen-
tums bis an's Ende der Welt, welcher von keiner negierenden
Sophistik beseitigt wird."
„Darum konnten und können sie auch durch keine -Verfol-
gung vertilgt werden; denn es ruht ein Segen auf ihnen von
Abraham her. Sie können aber auch ihres Segens nicht froh
werden, da sie mit dem Tode Christi eine Blutschuld aus sich
und ihre Kinder geladen. So ist die Sage vom ewigen Ju-
den in ihrer Nation verkörpert. Sie können zu keiner Ruhe
U a ch w o r t e.
Diese kurze Schilderuug von den Verhältnissen der Juden
in der ehemals reichssreien, hernach vorderösterreichischen Stadt
Konstanz gibt uns ein verkleinertes Bild des Schicksals, welchem
sich das israelitische Volk nach seiner ZerstrLuung in Deutschland
preisgegeben sah. Es war ein herbes Loos — herbeigeführt durch
die tranrigste Verkettung von Mißgeschick und Selbstver-
schuldung, wie es das Verhängniß kaum über einen andern
Volksstamm jemals gebracht hat.
„Seit dem Christentume sind die Juden eine außerordent-
liche Erscheinnng in der Geschichte; denn unter alle Völker zer-
sträut, fügen sie sich in die Lebensweise derselben und reden
deren Sprache, verschmelzen sich aber nicht mit ihnen, son-
dern bewahren ihre Religion und durch sie ihre Nationalitat.
Diese Eigentümlichkeit hat kein anderes Volk auf Erden, sie ist
nur aus dem Christentume richti§ zu beurtheilen, weil die
erste Ausbreitung desselben mit der Zersträuung der Juden ur-
sächlich zusammenhängt."
„Neben den Aposteln und ihren Jüngern, welche in alle
Welt ausgiengen, mußten die Juden als unfreiwillige Zeugen
auch zu allen Völkern gehen und mit der Prophezeiung des alten
Teftaments den Heiden die Wahrheit der Erfüllung durch das
neue bekräftigen helfen. Hiedurch sind und bleiben sie für die
Heiden und Glaubensloseu ein dauernder Beweis des Christen-
tums bis an's Ende der Welt, welcher von keiner negierenden
Sophistik beseitigt wird."
„Darum konnten und können sie auch durch keine -Verfol-
gung vertilgt werden; denn es ruht ein Segen auf ihnen von
Abraham her. Sie können aber auch ihres Segens nicht froh
werden, da sie mit dem Tode Christi eine Blutschuld aus sich
und ihre Kinder geladen. So ist die Sage vom ewigen Ju-
den in ihrer Nation verkörpert. Sie können zu keiner Ruhe