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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Die Juden in Konstanz. Nach den Urkunden des dortigen Stadtarchives
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0045
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verharrt, als ob es ahnte, daß nur aus dem Geiste des
Chri st entnms seine endliche Erlösung erfolgen bönne!

Jn Deutschland wurden die Juden von den Kaisern und
Fürsten geradezu als Bestenerungswerkzeug ausgenommen
und verbreitet. Man wars die unermüdlichen, gewandten, listi-
gen Schacherer und Wucherer wie Schwämme in die Bevolke-
rungen, um dieselben, wenn sie sich vollgesogen, zu Gunsten
der eigenen Kasse wieder auszudrücken.

Schacher und Wr^cher sind aber ein ebenso verächtliches
als verführerisches Gewerbe, welches durch seine Uebung gewis-
senlos und niederträchtig, wie durch seinen leichten und großen
Gewinn übermüthig und hochsahrend macht. Die Juden
haben sich diesem gefährlichen Gewerbe mit entschiedener Neigung
sast auSschließlich hingegeben und sich damit sicherlich selber ihr
Urtheil gcsprochen.

Der Haß und die Verachtung, womit das Christenvolk srüher
die Juden b'ehandelte^ erklären sich hieraus schon im Allgemei-
nen, und einzelne Erscheinungen, einzelne Vorkommnisse (wie zu
Köln und Regensburg 1327) hatten einen zu aufreizenden
Charakter, als daß die herrschende Bevölkerung sie hingehen lassen
konnte, ohne Rache dafür zu nehmen.

Das. aber hat sich inzwischen sehr geändert. Durch ihre
zähe Ausdauer, ihre geistigen Fähigkeiten und ihre kluge, um-
sichtige Benützung der Zeitverhältnisse, bei den huma-
neren, toleranteren Gesetzgebungen und Staatseinrichtungen un-
seres Jahrhunderts, sind die verachteten Wechsler- und Schacher-
juden vielfach sehr vermögliche und einflußreiche Geschäftsmänner
und Handelsleute geworden, aus denen die Geldfürsten des
Tages hervorgiengen, welche oft ein entscheidendes Gewicht in
die Wagschale der Ereignisse legen!

Die Juden sind als Fremdlinge, als Gäste, zu uns gekom-
men, obwohl sie sühlen mußten, wie verwegen es von ihnen sei,
gerade unter Bevölkerungen zu wohnen, deren Religionsstifter
durch ihre Vorältern verrathen, verkauft und gekreuzigt worden!
Nur jener dunkle Zug erklärt diese Verwegenheit und die Aus-
dauer, womit sie die harte Schule ihres bisherigen Schicksals
 
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