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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Herzog Ernst von Schwaben. Nach Sage und Geschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0048
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Oft nun birgt sich, abgesehen von ihrem poetischen Gehalte,
ein tüchtiges Stück h istoris ch verwerthbaren Stoffes in den Ge-
bilden der Sage, und so ist es ivunerhin nicht bloß ein chcmisches
Paradetunststück, sondern eine gcdeihliche Arbeit, ein solches Amal-
gam auf seine Grundb est an d the sle zurückzusühren.

Zum Frommen und ans Liebe der schwäbischen Geschichte
mag dies am Herzog Ernst geschehen, welcher spät erst, nach-
dem die nationalen Sagenkreise in den Hintergrund getreten und
die vom Auslande erborgten Stoffe durch unzählige Bearbeitungen
erschöpst waren, in die Sage und Dichtung sich einschiebt, aber
heute noch im Volke bekannter ist, als alle die ungleich meister-
haster behandelten Helden nnd Heldinen früherer Zeit, den g e-
hornten Sigsrid allein ausgenommen.

Es handelt sich hier nicht um eine neue Entdeckung, son-
deru lediglich um den Detailbeweis einer Behauptung, welche
läugst bei den Bestcn der Wissenschaft laut geworden ist und
welche besagt, es sei im Herzog Ernst eine Menge von hetero-
genem Sagenstoss nicht nur, sondern von wirklicher Geschichte
zusammcngeschmolzen; allerdings habe der historische Herzog
Ernst von Schwaben des llten Zahrhunderts einiges gelie-
fert, aber überwiegend das meiste müße aus einen andern, eincn
großern Volkshelden zurückgesührt werden, auf deu Herzog
Liutols, des großen Ottv Sohn.

Nur d er Theil der Sage soll hier besprochen werden, wclcher
von den Ereignissen in Deutschland, nicht aber der, weicher
von der abenteuerlichen Meersahrt rcdet.

Das Volksbuch schlagen wir zuerst auf H. Es erzählt,
wie Herzog Ernst der Aeltere von Baiern und Oesterreich sich
mit „des Königs Lotharius Tochter Adelheid" vermahlte und
wie er bald nach der Geburt seines Sohnes Ernst verstarb.
Die Wittwe erzog ihren Sprößling nach besten Krästen. Latein

2) Doccn hat bewiesm, daß das Volksbuch nicht, wie Görres meint
(Volksb. S. 84) von dem v. Veldeck'scheN Gedicht ausgegangen ist. Er hat das
wahre Original zu Augsburg entdeckt, in lateinischer Prosa mit leoninischen
Versen gemischt. Dahinter eine dentsche Uebersetzung. Die Verse sind in
deutschen Reimm wiedergegeben.
 
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