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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Ein Durlacher Hofpoet und eine schwarzwäldische Dorfdichterin
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0097
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Kaum eine halbe Wegstunde nun von der Alpstraße, in
dem einen Bergeinschnitte, ruht das Psarrdorf Betmaringen,
und in dem andern der Filialort Mauchen, an einem lustigen
Thalwasser, welches bei Obereckingen in die Wutach fällt.

Dieses „Muchheim", wicks die alten Urkunden schreiben,
war ursprünglich ein versteckter, geheimer Winkel dortiger
Gegend, dessen erste Bewohnung den Namen seiner Lage er-
hielt ^). Dann siedelten sich mit der Zeit noch mehr Leute da-
selbst an und es entstand ein Weiler mit einer Kapelle, wel-
cher sich allmählig zum Dorf erweiterte. Dasselbe war aber ein
gräflich sürstenbergisches Lehen in der Hand der Junker von
Almishofen, deren es einer 1465 wieder an den Lehnsberrn
verkaufte. Gegenwärüg zält der Ort 500 und etliche 60 katho-
lische Bewohner, welche meistens vom Betriebe des Akerbaues und
der Viehzucht leben.

Spricht nun der Wanderer oben im Alpwirtshaufe
etwa ein und unterhält sich mit den Leuten über die Umgcgend
und deren Geschicke, so wird ihm gelegentlich wohl auch „die
Beckin von Muchen" genannt; denn diese Frau hat mauches
Merkwürdige, was sich dortherum zu ihrer Zeit begeben, in
Reime gebracht, welche noch häusig im Volke leben.

Während der ruhigen Jahre nach dem Hubertsburger Frie-
den (1763), als die deutsche Welt nur in einem Meinungskriege

28) Das Stammwort Much, welches den Begriff des Heimlichen,
Verborgenen, Verstohlenen, Verschlossenen hat, ligt noch vielen Wörtern und
Ausdrücken zu Grunde. Wir sagen: der Meuchel (ein furchtsamer Mensch,
der sich gern im Verborgenen hält), Meuchelmörder (sicsrius), Heumeu-
chelein (Grille), den Meuchler (etwas mit einander heimlich) haben,
meucheln oder meuchtelen (nach verschlossenem Nanme, nach Moder riechen),
muken (heimlich thun), muksen (heimlich reden), mauchseln (heimlich
herum sckleichen), maukeln (munkeln) u. s. w. Als Bezeichnung von
Oertlichkeiten kommen vor: Muchheim, Muchenland, Muchenfurt, Muchen-
thal, Atuchensturm, wo sich das ch oft in ein ck oder gg verwandelte, was
zu Auslegungen wie „Sturm der Mückcn" und dergleichen führte.

19) Schon 1157 besaß das Stift St. Blasien ceelesiam LstcmS'-
rivAin eam sukckits sibi eoelesis illueiieim.

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