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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Ein Durlacher Hofpoet und eine schwarzwäldische Dorfdichterin
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0110
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als poetisch begabte Naturen sich die Sor'gen und Kämpfe ihrer
Tage durch Verse erleichterten, sondern in ganz anderer Weise
noch. Es waren so bescheidene, unbedeutende Persönlichkeiten, und
doch weisen ihre Geschicke und Lebenssorgen auf zwei gewal-
tige Erscheinungen hin, welche aus der gleichen Quelle
sloßen, und deren Gefahr sich für Deutschland in jüngster
Zeit wieder zu erneuern droht.

Jn dem beschränkten Leben Dobenecks und in dem noch
beschränkteren derBeckin spiegeln sich — dort die Schmach und
Verluste ab, welche unsere Nation durch Ludwig X!V erlitt,
und hier die Leiden und Erniedrigungen, wozu sie durch Na-
poleon ! verdammt war.

Mächtig aber drängt sich die Beziehung zwischen dieser Ver-
gangenheit und unserer Gegenwart dem patriotischen Gemüthe
auf. Wenn ich als Dritter zu den Beiden trete — ist's nicht
das nämliche nationale Mißgeschick noch, was auch mich betrübt
und mit Sorgen erfüllt? Es herrscht ein Gefühl durch ganz
Deutschland, als seien die Tage nicht mehr serne, wo sich's
wiederholen werde, was damals über uns gekommen.

Sollte diese Gefahr im Rathfchlusse des Herrn liegen, so
hat er uns wahrlich auch Lehren genug zu Theil werden lassen,
um dieselbe zu bestehen. Wir kennen sie und besprechen sie
täglich. Es mangelt uns nicht an Masse, an Krast und Opfer-
willigkeit — es gehet uns nur Eines ab. Wir vermögen es
nicht, uns selbst zu überwinden, gerade in Dem nicht, was
zu unserer Einigkeit unerläßlich ist.

Wenn der alte Nationalseind nun zum Drittenmale an
nnsere Thore klopft — wird er uns einiger, gerüsteter, ent-
schlossener finden, als Ludwig X!V und Napolevn I unsere
Väter gefunden? Hoch erhebt die Warnung ihre Hand.
Würde auch diesmal der alte Fehler begangen, dann hätte das
Verhängniß unerbittlich gesprochen: Vinis Kei'mnuins!
 
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