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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Aufzeichnungen des Röteln´schen Landvogts von Leutrum
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0121
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107

Kageneck, zwei Stunden von der Stadt gelegen) allzu lange
Weile gemacht, und selbiger die Uebergab' der Schlösser nicht
abwarten wollen, begab er sich von dar hinweg nnd kam den
9ten November bey Kaltenherberg mit einer kleinen Escorte
von etwa 25 Gensdarmes vorüber.

Während der Zeit nun, als die Relaisyferde angesyannr
wurden, hatte i ch die Ehre, den König über die glückliche nm-ivek-
in diesen Landen auf der Straße unterthanigst zu becomylimen-
tieren 'H. Er stiege nicht aus der Chaisen; scine Mine war ver-
gnügt, dem Ansehen nach, und gnädig. Der Herr von Audlau,
als köuiglicher Eremt, discurierte mit ihm auf dem Pferde zur
Gutschen hinein, und möchte vermillhlich eine auf der kalten
Herberg am offneu Fenster ligende Pfarrersfrau die Occasiou
dazu gegeben haben.

Kurz vor des Köuigs Abreise hat der Commaudant von
Freyburg eine weiße Fahne ausgesteckt, sich zunk Könige nach
Munzingen in Person verfügt (welches ihm Einige uicht am
Besten ausgelegt) und die Stadt übergebeu "), wegen denen

13) Sollte es möglich seln, daß dle Zeiten wiederkehren, wo dentsche
Amtsvorstände die „glücklichc Ankunft" des fremden Eroberers in ihren
AmtSgebieten unterthänigst begrnßten?

14) lliach den glücklichen Erfolgen der Franzosen am 20sten nnd
Llsten Oktober gegen den bedeckten Weg ließ der König den Commandanten
von D amnitz zur Uebergabe auffordern. Dieser aber erwiderte: „Es würdc
mir zwar zu keiner Schande gereichen, den^Platz an einen so großen Monar-
chcn zu übergeben; ich mache mir aber eine weit größere Ehre daraus, feiner
Majestät zu zeigen, wie lange ein braver Offizier eine Festung defendieren
könne." Als Ludwig diese Antwort erhielt, sagte er zn den umstehenden
Generalen: „Es müßen treffliche Commandanten in Freiburg sein, und ick
wünschte, lauter solche Leute in meinen Dicnsten zu haben."

Diese, aus den sanctpeter'schen Jahrbüchern entnommene Anekdote,
welche die Tapferkeit des sreiburgischen Commandanten so schön bczcichnet,
theile ich hier mit, weil Schreiber in seinem ausführlichen Berichte über
diese Belagerung (Geschichte der Stadt Freib. IV, 283) sie nicht erwähnt.
Damnitz würde auch nochmals eiuen Hauptsturm glücklich abgeschlageir
haben, aber für die Festung doch ohne nachhaltigen Erfolg, während den
O e sterr ei ch ern jetzt Alles daran ligen mußte, ihre Truppen zu schonen,
da der König von Preußen wieder gegen sie in's Feld gezogen!
 
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