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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Aufzeichnungen des Röteln´schen Landvogts von Leutrum
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0122
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Schlössern aber ist beiderseits auf 14 Tage lang ein Waffen-
stillstand beliebt nnd von den Belagerten ein Courier nacher
Wien geschickt worden.

Man berichtet, daß vom Beginne der Belagerung bis zur
Ucbergabe der Stadt, welehe den 9ten November 1744 ge-
schehen, aus 150 Geschützen an Bomben und Kanonenkugeln
nahezu an 56,000 Stück hineingeworfen worden. Beiderseitige
Jngenieurs und Artilleriften bekannten frey, daß sie noch nie-
malen ein so entsetzliches Feuerwerk gesehen und gehört.

Ansetzt sind die Herren Franzosen beschäftigt, alle ll'orti-
livgtion68, sowohl um die Stadt, als auf denen Schlössern,
völlig zu demoliercn und Frey.burg ganz offen zu machen. Es
sieht der Zerstörung Jerusalems ganz ähnlich; die Bürgerschaft
erkranket sehr stark und es sterben viele Leut', welches theils dem
feuchten Aufenthalt während der Belagerung in den Kellern
und Gewölben, theils dem ausgestandenen großen Schrecken, den
stark riechenden vielen todten Körpern, und endlich dem Damps
und Rauch, dem Springen der Mienen und dergleichen Ur-
sachen zugeschrieben wird.

Mein Oberamt soll dato zur Wegführung der Kriegsgeräth-
schasten und Sprengung der Vestungswerken täglich 55 Fuhren
und 1-IO Mann dahin abschicken, was einen ungemeinen Kosten
für das Land verursachet. Gott gebe nur, daß nicht weiter in
der Nachbarschaft eine ansteckende Krankheit ausbreche.

Den 15ten November 1746.

(Trockener Sommer. Rückkunfi des Erbprinzen.)

Es kommt die erfreuliche Zeitung an, daß unser junger
gnädigster Landesfürst von seinen Reisen glücklich arriviert sey,
und am 22sten dieses Monats, nach erhaltener Majorennität
durch den Kayser, die Regierung über dero Unterthanen an-
treten werde. Gott gebe ihm dazu seinen Segen^).'

15) Er hai ihn geqeben! Karl Friderich bildete sich nnter diesem
Segen zu eincm Fnrsten heran, welchen man mit vollem Rechte Friderich
dem Großen nnd Joses dem Zweiten beigezählt hat.
 
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