Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

DOI issue:
Eine Fahrt und Wanderung durch´s Pfinzthal
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0127
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
113

Die Lage von Grezingen ist eine sehr gesegnete. Von
der Bergstraße (nach Weingarten) ziehet sich das Ackergelände
bis an den Eingang des Thales; danu umgeben Wiesen und
Gärten mit zahlreichen Fruchtbäumen das Dors, und thalein-
wärts folgen wieder Ackergesilde. Die Dergabhänge sind, wie
gesagt, mit Reben bepflanzt, und hinter denselben erscheincn die
Höhen mit Fruchtfeldern oder Waldungen bedeckt.

Der zahme Charakter dieser Gegend, in welcher der Sand-
stein und der Kalkboden vorherrschen, hat fnr das Ange
nichts Ueberraschendes, gewährl ihm aber das gefällige Bild einer
wohlbebauten, fruchtbaren Landschaft mit einzeltten idyllischen
Scenen. Sie verräth dem genbteren Blicke auch sogleich ein
h o.h e s Alter ihres Anbaues, oessen Spuren man mit wachsen-
dem Jnteresse verfolgt.

Wenn Durlach, von wo aus inan in das Pfinzthal ein-
tritt, den Kelten und Römern seiue Anfänge verdankt, so reicht
die geschichtliche Kunde von Grezinge n bis in's höchste Mittel-
alter hinanf. Denn schon unter oen merovingischen Königen
besaß das Stist Weißenburg ein Landgut daselbst, welches
1800 Morgen an Feldern, Weingärten und Wiesen zählte, das
Almendgelände (Waiden und Waldungen) nicht gerechnet, also
wohl die ganze setzige Gemarkung unlfaßte.

Aus diesem weitschichtigen Landgute stunden ein Fronhof,
fünf Kapellen und vier Mühlen. Zum ersteren gehörten 700
Morgen Salgut, während das übrige in 34 Hubgüter zer-
siel, wovon aber nur die Hälfte bewohnt und bebaut wurden^).
Vtan darf daher mit Sicherheit annehmen, daß hieraus das spätere
Dorf Grezingen entstanden sei.

Nachdem nun seit den karolingischen Zeiten unter dere Gau-
grafen und Stiftsvögten überall die Unsitte eingerissen, nach
dem Kirchengute zu greifen und sich daS wohlgelegenste davon

1) S. nieme „Fahrten und Wanoerungen durch's Heimatland"
I, 16. Unter Salgut verstund man vor Altem das zu elnem Herrenhos un-
mutelbar uud ungelbeüt gehörige Bauiand, uud unter Hubengut die an
einzelue Beständer verliebeuen Güter desselden.

8
 
Annotationen