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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Eine Fahrt und Wanderung durch´s Pfinzthal
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0185
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171 —

eingeschickt^), und seine Nachfolger Konradi (seit 1728),
Fritsch (seit 1746) und Holzhauer (seit 1777) sangen alle
mit ihren Fanülien das gleiche Lied.

Zur Zeit des Letztern endlich beschloß man im Karlsruher
Kirchenrathe, den alten Remchinger Pfarrverband aufzulösen, die
alte Pfarrkirche eingehen zu lassen und für Wilfcrtingen und
Singen (mit Kleinsteinbach) eigene Pfarreien zu errichten.
Dieser Beschluß erhielt die Genehmigung des Markgrafen und
wurde 1783 in Ausführung gebracht.

An allen drei Orten bestunden von altemher kleine Toch-
terkirchen oder Kapellen, wovon man die zu Wilfertingen
in eine neue Pfarrkirche verwandelte, und die zn Kleinstcin-
bach für den nöthigen Gottesdienst einrichtete, bis zn Singen
ebenfalls eine neue Pfarrkirche und Pfarrwohniung erbaut seien.
Zu diesen Neubauten verwendete man alsdann dic Steine, Zie-
gel nnd Hölzer der alten kirchlichen Gebäude zu Remchingen,
welche nun völlig von der Erde verschwanden^).

Beim Abbruche der Remchinger Kirche fanden sich die Grab-
sieine des Junkers Martin und anderer Glieder seincr Familie
vor, welche man sofort, da sich in der Wilfertinger Kirche keine
Stelle für dieselben eignete, innerhalb der dortigen Kirchhof-
tuauer aufstellte, „wo sie keine Hindernisse veranlaßten."

93) „Das PfarrhauS befindet sich im allerelendesten Znstand, da kaum
noch eine gnte Scheibe in den Fenstern ist, die selber nicht mehr vermögen,
einen Wind oder Regen auszuhalten. Me Fenster und Wände sind so
dnrchlochert, dah ich bisher zn nicht geringem Scandal der Vorüberreisenden,
iun mich in etwas zn schützen, die vielen Durchstchtigkeiten mit Papier und
Werk zu verkleiben und zu verstopsen genöthigt worden. Nicht zu gedenken,
daß keine einzige Kammer meine Kinder vor der Kalte und das Wenige,
was mir der liebe Gott bescheert, vor Dieben und Räubern zu sichern im
Stande ist." Eingabe v'om 26sten October 1725. Damalö gieng im
Anitc S tein wirklich die Klage, daß „vieles Gesindel (eine Erbschaft
aus der langen Kriegszeit) in der Gegend umher ziehe, raube, stehle und
mancherlei Schändlichkeiten verübe."

94) Ak ten über Kirchenbaulichkeiten und Kirchendienste zn Remchingen,
W ilferti ng en, Singen und Kleinsteinb ach, von 1719 bis 1772
und 1779 bis 1796.
 
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