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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Herzog Liutolf von Schwaben. Nach den Quellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0189
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Blut auf gemeiusauu'n Schlachtfeldern roider den außeren '
Feind kittete die lockere Einheit. Wenn „der gräuliche, der teuf-
lische Schlachtruf der Ungarn, Hui, Hui, wie Schlangengezisch"
erklang, dann vergaß jeder dcutsche Stamm sein Witz- und Hohn-
wort wider den andern, und im gemeinsamen Heerfchrei Kyrie
eleison scholl's dem Feinde entgegen, die deutschen Schwerter
seien cinig wider den Landesfeind.

Merseburg hat mehr als alles Andere ermöglicht, daß
König Heinrichs Sohn, der große Otto, so einmüthig, so glanz-
voll zu Aachen auf den Thron gehoben ward.

Hatten aber politische Ueberlegung und äußere Drangsal die
Stämme sich anch näher gebracht, so lebte im lOten Jahrhundert
der alte Sondergeist gleichwohl noch so ungebändigt fort, daß
er in erster Reihe unter dcn Factoren der damaligen Reichs-
geschichte zu beachten ist. Später rückte er vor dem Standes-
interesse in den Hintergrund.

Der B aie rn Stamm beugt nur zürnend sein Haupt einem
Herzog aus sächsischem Blut. Die Residenz der letzten Karo -
linger war in Baiern gewesen und Könige nannten sich seine
Herzoge mit Willen des Volkes nur zu gern 2). Auch die Baiern
behaupteten stets den Ruhm eines kriegstüchtigen Stammes.

Diesseits des Lech, im Schwabenland herrschten die Un-
abhängigkeitsgedanken nicht minder stark. Denn hatten sich in
Baiern die Vorsteher der Ostmarken zum Rang der alten Volks-
herzoge emporgearbeitet, so war hier in Schwaben der Markgras
von Rhätien, Graf Burghard im Thurgau, zu gleichcr Be-
deutung gestiegen, selbst K 0 nrad I zum Trotz. Und unvergessen
blieb's, daß dieser König die schwäbischen Sendgrafen Erchanger
und Berchtvld zu blutigem Tode verdammt.

Den Baiern und Schwaben waren Erinnerungen an
Siege über die schlimmsten aller Feinde, die Ungarn, gemein-
sam. Und in diesen Siegesschlachten hatten jene Männer vor-
angeleuchtet und sich dadurch thatsächlich alsHerzoge bewährt.
Darum lebten sie als Märtyrer im Volksgedächtnisse fort.

2) Dle Erzählung vom Herzog AruuN bei 1.iutpr. uvtsp. !U, 2t.
 
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