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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Herzog Liutolf von Schwaben. Nach den Quellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0240
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denn der Charaeter der Kaiserin Adelheid, wie er in der Sage
erscheint, paßt weder auf die historische Adelheid, noch aui
Gisela. Zu diesem Bilde hingebcnder Mutterliebe kann nur
eine Erinnerung an Edith verholfen haben, welche sa anch sonst
in rührenden Legenden fortlebte.

Und nun der'Held selber. Abgesehen von dem „Stiefsohn"
paßt jeder Zug der Sage nur auf Liutolf. Jhm hatten wirk-
lich „alle Fürsten geschworen", er war wirklich „der Erbe der
Krone", er hatte wirklich Theil an der Reichsregierung. Viel-
leicht verhilst die Angabe des deutfchen Gedichts, er fei als Reichs-
richter bestellt, mit dcr „Vogtei" bekleibet gewesen, auch der
Geschichte zu einem Resnltat.

Die Betheiligung Liutolfs an den Reichsgcschäften, welche
in den Quellen nirgends näher bezeichnet ist, wird wohl in der
Uebertragung dcr Geschäfte des alten Pfalzgrafen bestanden
haben. Ein guter Theil deffen, was wir jetzt Justizdepartement
nennen, war ihm damit zugcwiesen und überdies in allen welt-
lichen Reichsangelegenheiten dcr Vortrag an den König — die
allergeeignetste Stellung, den einstigen Herrscher mit allen Vor-
kommnisfen vertram zu machen und ihn allmählig an eigene Ge-
schäftsthätigkeit zu gewöhnen.

Gehen wir weiter. Nur auf Liutolf kann es pasfen,
wenn das deutfche Gedicht vom Herzog Ernst sagt, die Fürsten
hätten an ihm gchangen, „als seien sie alle seine Maunen" ge-
wesen. Es wäre Jronie, das von Ernst von Schwaben zu
sagen, dem Verlassenen, dem zu Tode Gehetzten. Einstimmig
wählten dagegen die Fürsten denLiutolf zum Mitregenten und
Thronfolger, „um seiner Tüch'tigkeit willen"; haufenweise traten
sie aus seine Seite im Kampf, und die bei Otto verblieben,
unternahmen mehrfach aus eigenem Antrieb eine wirksame Ver-
mittlung zu Gunsten des Königssohnes.

Wir haben ferner gehört, mit welcher Begeisterung die
Ritter sich zu dem Kampfe drängten, welchen Ernst der Sage
nach in Baiern geführt. Wir wisfen auch, was dem geschicht-
lichen Ernst in Ulm widerfuhr. Ein grelleres Widerspiel gibt
es wohl nicht. Aber für Liutolf schlug sich allerdings die bai-
 
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