DOI Heft:
Herzog Liutolf von Schwaben. Nach den Quellen
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0242
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Er were Burger oder Lantman.
Wer das urcht wolte, deu solt mau abe
Lau mit siuer fremdeu Habe
Fridelicheu riteu.
By-eu virzehen Nachtziten
Solt er gewisseu Fride hau.
Der Namen „Herzog von Baiern", welchen die Sage
ihrem Ernst beilegt, paßt nur zur Noth auf den geschächt-
lichen, desscn baierische Herzogschaft, wenn auch in Wahrheit
begründet, doch nur ein ephemeres Trugbild war. Liutols
aber hat, obwohl Schwabenherzog, den baierischen Heerbann ge-
führt, wie nur irgend ein Landesherzog; der Sprößlntg des alten
Herzogshauses, Pfalzgraf Arnulf kämpfte und fiel.
Eine merkwürdige Episode bildet im deutschen wie im latei-
nischen Gedicht die Belagerung von Nürnberg. Weder in Liu-
tolfs, noch in Herzog Ernsts Zeiten ist diese Stadt wirklich
belagert worden. Woher nun diese detaillirte Schilderung?
Erinnern wir uns, daß die beiden Gedichte vom Herzog
Ernst erst im 13ten Jahrhundert entstanden sind. Niun habcn
1127 die Mauern von Nürnberg eine Belagerung ausgehal-
ten, welche einem ostfränkischen Dichter wohl würdig erscheinen
mochte, anachronistisch in ein Heldengedicht verwoben zu werdem
Erwiesener Maßen aber schöpften diese Gedichte aus einer frühe-
ren Quelle, -welche wohl aus ostfränkischer Feder gestammt.
Jn jenem Jahre 1127 hatten die hohenstaufischen Brü-
der sich Nürnbergs als eines ihnen zustehenden Besitztums be-
mächtigt und eine Besatzung hineingelegt. Jhnen diese wichtige
Feste abzunehmen, zog Kaiser Lothar mit Herzog Sobieslaus
von Merseburg vor die Stadt. Bald kam auch des Kaisers wel-
fischer Schwiegersohn, Herzog Heinrich der Stolze von Baiewl,
ihm zur Hilfe. Aber das stattliche Nürnberg hielt sich wacker
zwei Monate lang.
Jnzwischen sammelten die Hohenstaufen ihre Scharen
und benachrichtigten die Bürger von ihrem Anzng. Mitte Au-
gusts grist'en sie die Belagerer an; die Nürnberger fielen aus,
und so eilig mußte der Kaiser, mußte Heinrich fliehen gen
Wirzburg und gen Bamberg, daß eine Menge von Feldzeichen
Er were Burger oder Lantman.
Wer das urcht wolte, deu solt mau abe
Lau mit siuer fremdeu Habe
Fridelicheu riteu.
By-eu virzehen Nachtziten
Solt er gewisseu Fride hau.
Der Namen „Herzog von Baiern", welchen die Sage
ihrem Ernst beilegt, paßt nur zur Noth auf den geschächt-
lichen, desscn baierische Herzogschaft, wenn auch in Wahrheit
begründet, doch nur ein ephemeres Trugbild war. Liutols
aber hat, obwohl Schwabenherzog, den baierischen Heerbann ge-
führt, wie nur irgend ein Landesherzog; der Sprößlntg des alten
Herzogshauses, Pfalzgraf Arnulf kämpfte und fiel.
Eine merkwürdige Episode bildet im deutschen wie im latei-
nischen Gedicht die Belagerung von Nürnberg. Weder in Liu-
tolfs, noch in Herzog Ernsts Zeiten ist diese Stadt wirklich
belagert worden. Woher nun diese detaillirte Schilderung?
Erinnern wir uns, daß die beiden Gedichte vom Herzog
Ernst erst im 13ten Jahrhundert entstanden sind. Niun habcn
1127 die Mauern von Nürnberg eine Belagerung ausgehal-
ten, welche einem ostfränkischen Dichter wohl würdig erscheinen
mochte, anachronistisch in ein Heldengedicht verwoben zu werdem
Erwiesener Maßen aber schöpften diese Gedichte aus einer frühe-
ren Quelle, -welche wohl aus ostfränkischer Feder gestammt.
Jn jenem Jahre 1127 hatten die hohenstaufischen Brü-
der sich Nürnbergs als eines ihnen zustehenden Besitztums be-
mächtigt und eine Besatzung hineingelegt. Jhnen diese wichtige
Feste abzunehmen, zog Kaiser Lothar mit Herzog Sobieslaus
von Merseburg vor die Stadt. Bald kam auch des Kaisers wel-
fischer Schwiegersohn, Herzog Heinrich der Stolze von Baiewl,
ihm zur Hilfe. Aber das stattliche Nürnberg hielt sich wacker
zwei Monate lang.
Jnzwischen sammelten die Hohenstaufen ihre Scharen
und benachrichtigten die Bürger von ihrem Anzng. Mitte Au-
gusts grist'en sie die Belagerer an; die Nürnberger fielen aus,
und so eilig mußte der Kaiser, mußte Heinrich fliehen gen
Wirzburg und gen Bamberg, daß eine Menge von Feldzeichen