Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

DOI Heft:
Herzog Liutolf von Schwaben. Nach den Quellen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0244
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
230

Bruder der Anklage zu stellen versprach. Höhnend ruft Ernst
dem in die Kapelle flüchtenden Kaiser nach:

' Es wäre zaglich gethan,

Daß er verließe seinen Mag.

Nirgends sonst wirft die Sage dem Kaiser Zaghaftig-
keit vor, als hier, wo er seinen „Neffen" preisgibt. Jm Gegen-
theil, sie sagt von ihm, er sei gewesen, wie ein „grimmer Leu."
Mag dies Bild auch auf den Kaifer Konrad II passen, es ruft
doch noch eher uns den großen Otto vor die Seele, ihn, den
sein heranwachsender Sohn liebevoll scherzend und doch mit ehr-
fürchtiger Scheu immer: „mein Löwe" genanntöfl).

Es bleibt nur noch zu erörtern, warum Heinrich in der
Sage „Pfalzgraf" genannt wird. Zweierlei ist denkbar. Ein-
mal nahm der Herzog in den Tagen seiner Macht wirklich am
Hofe die Stellung ein, wie sie am karolingischen der alte Pfalz-
graf gehabt. Nun heißt er aber Pfalzgraf bei Rhein^), und
das soll besagen, er fei der nachste gewefen nach dem Kaiser,
eventuell dessen Stellvertreter, Reichsvicar. Daher habe es
scinen politischen Neid erregt, als ein anderer sich ihm in diefe
Stellung vorschob.

Möglich aber ist es immerhin, daß der-Heinrich der Ot-
tonenzeit, der grausame Herzog, später sich vermischte mit der
Erinnerung an andere Heinriche, welchen Parteihaß das
Uebclste nachredete. Alle Verehrer des heiliggesprochenen Streit-
hahns Hanno von Cöln haben den leibhaftigen Satan gesehen
und geschildert in fenem unglücklichen Pfalzgrafen Heinrich bei
Rhein, welcher nach Leibes- und Seelenkämpsen aller Art in
Wahnfinn verstel und der eigenen Gattin das Haupt abschlng.

Dieses Heinrichs Söhne, Hermann und Heinrich ßl,
aber waren des ärgst verleumdeten Kaisers H einrich lV treueste
Anhänger, haben seine Schlachten wacker mitgeschlagen und dort

57) kUMsdsrM Oss. 8. 63!!,'. N. 6. I.

58) Dicser Titel kommt 1093 zum crstenmal vor: 8 kiuricus romes
pnlntiiius ktioui et ilomiuus «le t.ucu. Küntiiur. Ooüex äipl. ttiiuno-
Uoselan. l, uum. 72.
 
Annotationen