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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Die Fischerei im Bodensee
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0372
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so besteht doch immer noch ein gewisses Vorrecht für gewisse Fa-
milien, welche derselben lediglich obliegen, und nur das Fischwasser
^ in der Mitte dös See's ist frei.

„Der Bodensee ^) ist mit dem Untersee durch einen Kaual ver-
bunden, wo das Wasser wieder zu fließen beginnt, und daher
Rhein heißt. Die Ufer find niedrig und der Fall des Stromes
beträgt nur etwa einen halben Fuß. Dieses Gewässer umsaßt
den fruchtbaren Paradieser Boden, und erstreckt sich bis uüs
Wolmatinger Ried hinein, das bei hohem Wasserstand überfluthet
wird und daher nur Schilf und Sumpfgras trägt."

„So sanft, wie der Lauf des Rheines, so gleichförmig ist
auch sein Bette. Wenn das Ruder auf den Grund stößt, so er-
hebt sich nur ein Wölklein weißeu Sandes, dringt dasselbe aber
in die Tiefe, so stößt es auf einen blauen Thon von solcher
Zähigkeit, daß er kein Wasser durchläßt. Diese weiche Riune
des Rheinbettes ohne Felsen, ohne Vorsprünge und Steingerölle
ist dem Fischfange besonders förderlich." -

„Edle Fische lieben fließendes Wasser; daher dieses kurze
Stück des Rheinstroms zwischen den beiden Seckn mit seinen
ruhig dahin fließenden Wellen für dieselben ein besonders ange-
nehmer Standort ist. Die Fische im Rhein haben überhaupt
ein festeres, frischeres Fleisch, als diejenigen im See, weshalb
die Gottlieber Fische stets- höher im Preise stehen und bei Fein-
schmeckern vor allen andern dcn Vorzug haben. Diesen Nmstand
wußten sich einst auch die Bischöfe von Konstanz zu Nuzen
zu machen; sie bildeten aus dem Fischfang von Gottlieben
acht Lehen unter solcher Sicherung ihres Vortheils, daß ihnen
das Beste der Fänge nicht entgehen konnte."

Diesem Verhältniß verdanken es die Fischer von Gott-
lieben auch, daß ihre alten Rechtsamen, während der Fischfang
am ganzen Schweizer-Ufer beider Seckn frei gegeben ist, noch
immer aufrecht erhalten werden. Denn ehemals war, wie schon
erwähnt, der Fischfang im Bodensee an bestimmte Zunft-

1) Mörikofers illustricrter Kalender für die Cchweiz, 1853. Sanet
Gallen bei Scheiblin und Zollikofer, S. 148 bis 158.
 
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