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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Die Fischerei im Bodensee
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0384
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— 870 —

Freilich verdient der Fischer avch Manched durch deu Bo-
gelfaug; denn die ganze Umgebung des Bodensee's, nament-
lich aber der Untersee ist reich an Schwimm- und Sumpf-
vögelu. Nach alter Ordnuug war je der eiue Tag dem Jä-
ger, der andere dem Fischer vorbehalten, jenem zum Schießen,
diesem zum Richten. Nachdem aber dem Fischer sein altes Recht
nicht mehr gewahrt wird, sieht er sich genöthigt, eben auch zur
Flinte zu greifen und sich somit zugleich auf's Schießen und
auf's Richten zu verlegen.

Das Richten besteht im Legen dor Zwecke im Wasser oder
auf die Müße (das Scemoos). Die Zwecke bestehen aus etwa
zweizölligen gehärtetcn Eisendrähten, welche in der Mitte an
einer Schnur befestigt und woran kleine Fische aufgesteckt sind.
Fünfzehn solcher Zwecke, mit einander verbuuden und ge-
meinsam befestigt, werden dann (jeder ein Klafter vom andern)
an den Gruben, wo die Wasservögel ihre Nahrung zu suchen
pflegen, niedergelegt.

Je kälter der Winter, desto zahlreicher stellen sich die Was-
servögel am See ein, aber doch werden in einem Jahrgang
nur 12 bis 60 gesangen. Der größte Theil sind Moosen-
ten, von denen das Stück mit 48 Kreuzer bis 1 Gulden be-
zahlt wird. Andere sind die Haubencnte oder Straußmörle,
die Kriekente, Grützcle, deren zwei den Werth einer Moos-
ente haben, und dann noch (schon seltener) die Pfeifente, Roth-
moor. Manche der lezteren kommen auch durch's Ncz in die
Gewalt des Fischers, indem er selbiges in seicht rinnendes Wafser
setzt, wo die Mooren sich aufzuhalten pflegen.

Während diese Thiere untertauchen und unter dcm
Wasser sortschwimmen, gerathen sie in's Netz. Da erhebeu die
Weibchen, wenn sie den Zweck verschlungen haben und da-
ran hängen bleiben, ein lautes klägliches Geschrei, die Männ-
chen dagegen künden ihren Schmerz über die Gesangenschast
durch ein tiefes Aechzen an.

Ein besonders gesuchtes Ziel für die Flinte des Fischers
bietet noch der Haubentaucher oder Nuech (alte Fischer glauben,
daß sein Namen daher komme, weil er cin unersättlicher Fresscr
 
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