Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

DOI Heft:
Im Balderich. Ein Baden-Badener Genrebild
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0410
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
396

altdeutscher, fränkischer welcher an die Zeiten erinnert, wo
die siegreichen Schaaren des Klodewig am Rheine heraufgedrun-
gen und das Alemannenla nd eingenommen? Eincn tapfern,
zahen Volksstamm unterjocht man aber nicht so leicht in Folge
einer gewonnenen Schlacht. Die Franken mußten das Land
wiedcr freigeben, bis herab an die Murg; nur behieltcn sie hier
deu Thalwinkel der Osbach zurück — zweiselsohne wegen den
Bädcrn der zerstörten Aurelia."

„Das nene Baden erwuchs also unter fränkischer Herr-
schaft, obwohl die Bevölkerung der Gegend noch vorherrschend
eine alemaunische war. Und vermuthlich gelangten die dasigen
Bäder sämmtlich in die Häude getreuer Franken, unter denen
ich eben auch unsern Balderich suche."

Damit erhoben wir uns, um auf dem Conversationsplaze
die österreichische Musik zu hören. Wir schieden aus dem
alteu Bad- und Gasthause in vollster Befriedigung und erfreut
darüber, daß der zähe Character desselben aus den früheren
Zeitcn noch Etwas auf die unserigen herabgebracbt.

dkun aber möchte der Leser wohl auch die Sage hören wol-
len, von welcher wir ausgegangen. Diesclbe wird verschiedent-
lich erzählt, ihr eigentlicher Siun indessen ist ein Loblied auf
die Heilkraft des Badener Wafsers, während das Wortspiel
mit dem „Baldreit" ursprünglich gar nicht dazu gehört.

Ein Pfalzgraf vom Rheine war gichtbrüchig in der Sänfte
nach Baden gebracht worden und hatte unsere Herberge bezogen.
Er badete eine Zeitlang in dem heilsamen Wasser — und siehe,
eines schönen Morgens, vor Sonnenaufgang, erwachte der Fürst
frisch und munter, ohne alles Weh. Da trieb's ihn unwidersteh-
lich lnnaus in Gottes freie Natur. Er erhob sich, kleidete sich
an, gieng hinab in den Stall, weckte den Knecht, und befahl
ihm, sein Leibroß zu satteln.

Hierüber erwachten der Herr Wirt und die Frau Wirtin,

4) Jn fränkischen Urkunden des 8ten und folsienden Jahrhunderts
erscheint der Personen-Namen Baldarich, Baldrich häufig, in alemanni-
schen dagegen kanm.
 
Annotationen