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Markgraf Philibert und die fahrenden Schüler
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0417
Betrug und Diebstahl, in dereu Geleite es häusig auch znm
Itaube und Morde und Mordbrandc kam.
Die Polizei wußte sich des wachsendcn Gesindels nicht
mchr zu erwehren. Gardende Kriegsknechte nnd müßige Wallfahrer,
Musikanten, Gaukler und Quaksalber, Krämer, Spengler, Lösfler
nnd Keßler, Zigeuner und andcre Landstreicher trieben sich überall
herum, und selbst die alte gute Sitte der H andw erksbur-
schen und fahrenden Schüler führte zum bedanerlichsten
abfcheulichstcn Mißbrauch.
Das W and ern der Studenten und der Handwerksgesellen
hatte mancherlei Gutes, indem diese für dic künftige Gesellschaft
so wichtige Jugend dadurch nicht allein fremde Länder, Sit-
ten und Gebräuche, sondern auch die Gefahren und Beschwer-
den des Lebens, die Wandelbarkeit des Glücks und der Men-
schen kennen lernte. Dergestalt aber wurden ihre Ein - und
Umsicht erweitert, ihre Kräfte und Gaben entwickelt, ihr S elb st-
vertrauen gestärkt und ihr Sinn auf's Wesentliche und Prac-
tifche der Dinge gerichtet.
Man vermag es gar nicht, zu berechnen, welch' wichtigen
Einfluß dieses Wandern im großen Ganzen auf die Entwi-
ckelung der deutschen FLHigkeiten ausgeübt. Aber freilich, seine
Schattenseite trat nicht minder hervor. Die Zunft der „Fecht-
brüder" war keine geringe Plage für den Bürger und Bauer, und
ebenso arteten die „fahrcnden Schüler" aus. Wie manchen Re-
kruten hat diese Art von Wanderschaft zu den Gauner- und
Diebsbanden geliefert!
Verunglückte Musensöhne durchzogen die deutschen Kreise
von der Nord- und Ostsee bis in die Alpen, um als Schreiber,
Schulmeister, Buchsetzer, Heilkünstler und dergleichen ein Au s-
kommen zu suchen oder sich unter diesem Vorwande mit dem
erfochtenen Viaticum von einem lieben Tage zum anderen
durch die Welt zu schlagen.
Jn der ersten Bittschrift unseres Actenheftes hält der arme
Studiosus Schwarz von München um einen Zehrpfenning
an, „dann er lange Zeit kein Condition fiuden mögen und sich
26"
Itaube und Morde und Mordbrandc kam.
Die Polizei wußte sich des wachsendcn Gesindels nicht
mchr zu erwehren. Gardende Kriegsknechte nnd müßige Wallfahrer,
Musikanten, Gaukler und Quaksalber, Krämer, Spengler, Lösfler
nnd Keßler, Zigeuner und andcre Landstreicher trieben sich überall
herum, und selbst die alte gute Sitte der H andw erksbur-
schen und fahrenden Schüler führte zum bedanerlichsten
abfcheulichstcn Mißbrauch.
Das W and ern der Studenten und der Handwerksgesellen
hatte mancherlei Gutes, indem diese für dic künftige Gesellschaft
so wichtige Jugend dadurch nicht allein fremde Länder, Sit-
ten und Gebräuche, sondern auch die Gefahren und Beschwer-
den des Lebens, die Wandelbarkeit des Glücks und der Men-
schen kennen lernte. Dergestalt aber wurden ihre Ein - und
Umsicht erweitert, ihre Kräfte und Gaben entwickelt, ihr S elb st-
vertrauen gestärkt und ihr Sinn auf's Wesentliche und Prac-
tifche der Dinge gerichtet.
Man vermag es gar nicht, zu berechnen, welch' wichtigen
Einfluß dieses Wandern im großen Ganzen auf die Entwi-
ckelung der deutschen FLHigkeiten ausgeübt. Aber freilich, seine
Schattenseite trat nicht minder hervor. Die Zunft der „Fecht-
brüder" war keine geringe Plage für den Bürger und Bauer, und
ebenso arteten die „fahrcnden Schüler" aus. Wie manchen Re-
kruten hat diese Art von Wanderschaft zu den Gauner- und
Diebsbanden geliefert!
Verunglückte Musensöhne durchzogen die deutschen Kreise
von der Nord- und Ostsee bis in die Alpen, um als Schreiber,
Schulmeister, Buchsetzer, Heilkünstler und dergleichen ein Au s-
kommen zu suchen oder sich unter diesem Vorwande mit dem
erfochtenen Viaticum von einem lieben Tage zum anderen
durch die Welt zu schlagen.
Jn der ersten Bittschrift unseres Actenheftes hält der arme
Studiosus Schwarz von München um einen Zehrpfenning
an, „dann er lange Zeit kein Condition fiuden mögen und sich
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