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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Markgraf Philibert und die fahrenden Schüler
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0418
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derwegm so verzehrt, daß ihm weder Heller noch Pfenning
verblieben, wormit er sich mit Ehren hinbringen könne."

Diesem folgt der Buchsetzer Heilmann von Basel, wel-
cher nicht allein in Folge einer Kopfkrankheit das Gehör ver-
loren, sondern „aus Verschulden der Chirurgen durch unglück-
hastige Aderläße dermaßen verderbt worden^), daß er leider
auch seine Sprache und Nede eingebüßt." Da ihm also un-
möglich, seiner Handierung fernerhin nachzukommen, so sei er
eben auf die Hilfe Gottes und guter Leute angewiesen und
bitte seine fürstliche Durchlaucht, als „ein armer, verlasfeuer und
trostloser Mann", um eine gnädige Beisteuer.

Der Musen'sohn Weinftein erzählt in seiner Eingabe,
er habe eine Zeitlang in der Pfalz eine Schu? regiert, aber
nicht wollen in AvmnKlinnmmum consentieren H, daher Urlaub
genommen und in Ungarn gezogen, um oontim ^uronnr zu
dieneu. Nachdem aber kaiserliche Majestät solche Kriegsvölker
entlassen, sei er nunmehr auf den Rath guter Frennde nach
Baden gekommen, um daselbst einen Schul- oder Schreiber-
dienst zu erhalten." Der abgedankte Türkenfresser mußte sich
jedoch mit einem Zehrpfennige von 30 Kreuzern begnügen.

Nicht anders ergieng es dem Scribenten Trappe aus
Gotha, welcher sich einige Zeit „im Studium geübt und in der
Schreiberei gebrauchen lassen, sodann aber der Lehr' weiters
nach gegangen, wobei er sich hart verwandert und verzehrt."
Derselbe bittet daher demüthiglichst, seine fürstliche Durchlaucht
wolle ihm „aus christlicher Liebe und Barmherzigkeit eine kleine
Steuer gnädiglich zukommen lassen."

Jn ähnlicher Weise wendeten sich die drei Basler Studen-
ten Feigel und Lauch von Wertheim und Gallicius aus
Leipzig an den Markgrafen. Es geschah lateinisch mit einem naiven
Eingange, worin Lündig gesagt ist, wie Kirche und Staat nicht

3) Mso auch hier ein Beispiel davon, wie unsinnig die Aderlässe in
früheren Jahrhunderten angewendet worden.

4) Kurfürst Friderich III. hatte seit 1563 die calvinische Lehre
in seinem Lande eingesührt.
 
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