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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Heidelbergs Anfänge und städtische Entwickelung
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0493
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Die Alt- und Neustadt zälte um die Mitte des 15ten
Jahrhunderts beiläufig 680 Bürger und Bürgerswittwen mit
einem Steuercapitale von nahezu 100,000 Gulden; die
Gemeinde zu Neuenheim und vor dem Berge ungefähr
90 Hausväter, welche zusammen 5000 Gulden an ligender und
fahrender Habe versteuerten.

Die heidelbergifche Bürgerschaft zerfiel in drei Klasfen, in
die alten Gefchlechter (Patrizier), die Zünftigen und die
Unzünftigen. Erstere hießen „die Kolhänger", eine Bezeich-
nung, welche von ihrer Gesellschaftsftube hergenommen sein
mochte *). Sie zälten im Jahre 1439 (mit Einschluß der 12
Rathsherren) 45 Steuerpflichtige bei cinem Steuercapitale von
18,740 Gulden, währcnd die 526 Bürger und Bürgerswittwen
fämmtlicher Zünfte ein Kapital von nahczu 53,000, und die
75 Unzünftigen eines von 21,600 Gulden verfteuerten.

Jm Ganzen mochte fich die bürgerliche Einwohner-
fchaft"o) yon Heidelberg mit feinen Zubehörten auf 3860, und
dessen Gesanrmtbevölkeruug, mit Einschluß der Geiftlichkeit,
der Profesforen, des Adels, der Studenten und Hofdicner, auf
5500 Seelen belaufen, wonach dieselbe das Drittel der gegen-

daselbst für einen jährl. Erbzins von 16 Schillingen in Bestand. Hiebei
waren H. Baier und H. Wiegel, Nichter vor dem Berge, H. Dreisuß, Bür-
germeister von der Gemeinde, H. Hofmann rc.

Eine weitere Urkunde von 1481 enthält die Fertigung eines Kaufs
zwischen Kl. Friedel vor dem Berg und Meister R. Reblin, Präseuz-
meister der Pfarrkirche zu S. Peter. Dieselbe geschah „vor dem Schutd-
heißen und den Schöffen vor dem Berg, nach desselbcn Gerichts Necht
und Gewohnheit." Der Schoffen werden achte aufgezält.

Jch erinnere daran, daß es in der Nähe von Heidelberg einen
„Kolhof" und eine „Kolsteige" gibt, und daß man daselbst die Bergabhänge
oder Halden, einfach Hänge uennt. Das Gesellschaftshaus der heidelbergischen
Patrizier konnte daher anfangs an einer Schloßhalde ligen, welche der
„Kolhang" hieß, und so diese Benennung erhalten.

110) Das keKlstrum exactionm von 1439 sührt auf: Rathsherren
t2 mit 417 Gulden an der Schatznng des 20stens Pfennings, Kolhänger
33 mit 520 Gulden, Zünftige 526 mit 2649 Gnlden, Nnzünftige 75
mit 1085 Gulden, n»d an steuerpflichtigen Leutcn in der Neustadt, vor
dem Berg und zu Neuendeim 126 mit 318 Gulden Schatzungsansatz.
 
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