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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Heidelbergs Anfänge und städtische Entwickelung
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0498
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484 —

Der starke Weinbau macyie die H eid el berger, bei ihrer
fränkischen Naiur, zu besonders lebhafien und munteren Lenten.
Zwar waren sie fromm und gläubig im Geiste jener Zeii, wie
ihre zahlreichen Stiftungen von Almosen und Seelmessen
beweisen; aber die alten städnschen Polizeiordnungen lassen auf
ein rasches Blut und einc leichtentzündliche Leidenschaftlichkeit der
Stadtbevölkerung schließen, und die häufigen Händel zwischen
Bürgern, Hofdienern und Studenten bcstätigen dies.

Es mußte anch ein bcsonders reges Leben zu Heidelberg
herrschen — einer Stadt von der günstigsten Lage, in der ge-
segnetsten Gegend des Rhein- und Neckarthales; einer Stadt,
wo ein glänzender Hof, eine ansehnliche Geistlichkeit und
eine berühmte Hochschule zahlreiche Berührungen aller Art,
eincn starken Markt und Verkehr, viele kirchlichen und wcltlichen
Festlichkeiten und Anderes dergleichen herbeisührten.

Den höchsten Glanz solcher festlichen Zeiten erlebte Hei-
delberg noch während des 15ten Jahrhuuderts, als Pfalzgraf
Philipp im August 1481 mit der kraichgauischcn Rittergesell-
schaft „zum Esel" ein großes Turnier dasclbst veransialtete "^),
welches 5 Tage währte und eine Menschenmenge von vielen
Tausenden nach der Stadt zog.

Der Pfalzgraf stellte allein 820 Grafen, Freiherren,
Nitter und Edelknechte, die Herzoge von Baiern erschienen mit
973 und die Markgrafen von Brandenburg und Baden
mit 900 Begleitern. Jm Ganzen zälte der ritterliche Turnier-
besuch 4500 Pferde, wovon 450 zum Rennen und Stechen in
die Schranken traten "?).

121) Papst Bonifaz IX hatte dem Pfalzgrafen Ruprecht III für
ihn und feiue Nachkommen Oveil frühere Päpste den Besuch der Turniere
verbotcu hatten) die Erlaubniß ertheilt, ^uia iuxtu covsuetuüinom untictusm
proeerum et msAuutuum Xlomuuuie certm auui tomporibus miiites
et aiii ooüilcs uü curius priuechum couvcuiuut sive coucurrunt ue ibi-
Zem I'crius, c^ue torueamcutu vulKaritcr aüpcllautur, intcr alios
actus militures observaut etc. solche Ritterspiele ebeufalls zu veran-
stalten. Copeibuch L.XI, 211.

122) Nüxners Turuierbuch fvou H. Rodler, 1527) Bl. 324 bis 344.
 
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