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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Geschichte der Stadt Hüfingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0560
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546

Nach den Zeiten des dreißigjährigen Krieges war freilich
schon Alles verschlimmert; der Bürger hatte in seinen eigenen
Angelegenheiten beinahe nichts mehr zu sagen, alle Weisheit sloß
aus der Kanzlei- und Polizeistube. Der gemeine Mann
wurde vornehm oder geringschätzig bevormundet und ver-
lernte dadnrch das bürgerliche Sclbstgefühl beinahe völlig.

Was die Gewerblichkeit der alten Hüsinger betrifst,
so herrschten die Zengmacher, Wollenweber und Gerber
unter den Zünften vor. Die ersten versorgten die Stadt und
das Landvolk mit Kleiderstoffen; das Fabrikat der Weber war
rother und grüner Oerlinger, welcher meistens in die Schweiz
und nach Jtalien gieng, und viele Ortsbewohner mit Wollen-
spinnen beschäftigte. Auch das Hüfinger Leder ersreute sich
eines guten Rufes in der ganzen Nachbarschast.

Von jeher aber war Landwirtschaft die Hauptnahrungs-
quclle der Hüsinger. Die Ausfuhr gieng ebensalls nach der
Schweiz, wie überhaupt die Straße nach Schafhausen und Zürich
ein uralter Handels- und Verkehrsweg ist; daher eine Eisenbahn
von Villingen direkt nach diesen Städten sür die Zunkunft
nicht ausbleiben wird ^^).

Besondere kirchliche Feste zu Hüfingen sind das Herzjesu-
und das Jakobifest (die Herzjesubruderschaft wurde 1701 er-
richtet). Beide in die schöuste Jahreszeit sallenden Feste (wie
der Fronlcichnamstag) erhielten früher besondern Glanz durch
das Bürgermilitär mit seiner Musik und durch eine große
Menge schaulustigen Landvolkes.

Ein lustiges Schul- und Kinderfest war der Gregoris-
tag, gleichsam die lockende Ferusicht aus der staubigen Schul-
stube, der mit Sehnsucht erwartete Ehren- und Freudentag am
Ende des laugen Schuljahrs. Nach dem Gottesdienste und dem

27) Von der traditionellen Behanptnng, vor dern Eingehen des Handels-
weges nach der Levante, hätten von der Constanzer Mcsse zurnckkehrende
Kaufleute Waarenlager in Hüfingcn gehabt, konnte ich schriftliche Spuren
keine auffinden; wohl aber die Nachricht, daß man einzelnen hausirenden
Jtalienern das Handeln mit Artikeln, die im Orte nicht selbst verfcrtigt
und gehalren wurden, durch Rathsbefchluh erlaubte.
 
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