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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Die Zunftempörungen in Konstanz. Nach den Quellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0585
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571

Am Montage (16ten Jänner) ließ Sigmund die zu Ueber-
lingen gefangen gehaltenen Constanzer, welche in die Sache
schuldhaft verflochten gewesen, vor sich Lerufen und strafte sie
mit Summen von 150 bis 600 Gulden. Dadurch aber noch
nicht befriedigt, befahl er hierauf seinem Unterlandvogte zu Na-
vensburg, auch Diejenigen mit Geld zu büßen, welche von
Constanz ansgewandert seien, vorzüglich die Leinweber und Ger-
ber. Da dieselben jedoch meist arme Leute waren, so konnten
sie nicht höher, als von 3 bis 20 Gulden gestraft werden.

Der Auflauf sollte aber nicht nur mit Geld, sondern auch
noch mit Blut gesühnt werden; denn am Montag nach S. Ag-
nes 1431 wurde der Säckler Lanzer, ein Freigeselle, öffentlich
enthauptet, weil in seinem Garten, bei seinem hohen Hause auf
dem Außenfelde, der Auflauf, woran er mit Rath und That
betheiligt war, angefangen habe.

Mit Jakob von Ulm vertrug sich die Stadt am Don-
nerstage den Iten März dahin, daß sie als Schadensersatz für
seine gebrochene Burg Marbach ihm 900 Gulden (daran 100
baar und das Uebrige mit 40 Gulden jährlich zu verziusen)
entrichte, wogegen die Veste, da dieselbe in dem Kriege von 1368
der Constanzer offenes Haus geworden, diescs fortan verblei-
ben solle. Endlich wurde auch mit dem Bischofe wegen mehr-
facher Streitigkeiten eine Einigung erreicht, worauf derselbe nebst
seinem Hofe, dem Consistorium und dem bischöflichen Anhange
von Schafhausen wieder zurück nach Constanz zog.

So endete die vierte und letzte Zunftempörung in Con-
stanz, deren Urheber der Ehrgeiz eines Mannes war, welchem
kein Mittel zu schlecht schien, um seine Pläne durchzusetzen.
Durch die harten Geldstrafen aber, welche den habsüchtige
König Sigmund von der Stadt erpreßte, wurde der erste
Grund zum spätern Verfalle derselben gelegt.
 
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