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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Grünsfeld im Zaubergau. Historisch-Topographisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0589
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ist, so besizt die Stadt in der unteren Ebene nur wenig Acker-,
aber desto mehr Wiesenland, wodurch ihre Umgebung im
Frühling und Sommer wirklich eincm grünen Felde gleich-
sieht. Die umligenden Auhöhen erheben sich nicht über 300 Fuß
und sind an ihren Abhängen großentheils mit Reben bepflanzt,
welche auf dem mit schwerem Letten untcrmeugten Kalkboden
mühsam gebaut werden. Sie betragen gegcn 600 Jauchert, und
sind dem Fleiße von 260 Bürgern übcrlassen, dereu Kraft durch
einen sehr lieblichen, oft sehr starken Wein gestärkt wird H. Aus
den Höheu selber ligt das Ackerfeld von etwa 350 Morgen,
und die Waldung wohl von 500 Morgen.

Die Häuser der Stadt sind nach alter Landessitte auf
steinernerr Sockeln meist von Eichenholz gebaut, und demnach
weiß man von keinem beträchtlichen Brande etwas. Das Rath-
haus ist über 500 Jahre alt, und das jetzige Pfarrhaus,
ein Bau von drei Stockwerken, mit dicken massiven Mauern
aus Kalksteinen, „war im 12ten und folgenden Jahrhundert
ein Tempelhaus."

Die letztere Bemerkung scheint andeuten zu sollen, daß das
fragliche Gebäude ehedem ein Haus der Tcmpelherren ge-
wesen sei. Die Bezeichnung „Tempelhaus", welche noch in meh-
reren unterländischen Städten vorkommt, wie in Bruchsal und
Weinheim, dürfte jedoch auf jeuen Ritterorden keinen Bezug,
sondern einen ganz andern Ursprung haben.

Nach älteren Acten war die Wiederherstellung der Kirche
und des Pfarrhofes zu Grünsfeld, welche der 30jährige Krieg
so übel mitgenommen, durch den dortigen stiftwürzburgischeu Amt-
mann von Schuldheiß auf's Eifrigste belrieben worden°);

4) Bundschuh, Lexicon vou Franteu (Ulm, 1800h, schreibt (ll. 422):
„Auch das Stadtcheu Grünsseld, welches cine Stunde von der Tauber
entsernt ligt, hat vielen und guten Wcinbau, und die Frankfurter
Weinhändler sucheu dieseu Wein, welcher zwar anfangs etwas ranh gehr, in
der Folge aber besser wird und haltbarer ist, als der Wein des eigent-
lichen Taubergrundes.

5) Das Grünsfelder Pfarrbuch enthält hierüber folgenden Eintrag:
^vno 1666 iooum mMavü uobüis äominus 1onnne8 ^uäollug s
 
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