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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Waldkirch im Elzthale. Eine culturhistorische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0617
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603 —

Monarch: „Da wir wahrhaftiglich berichtet worden, wie gehor-
sam, tapfer, mannhaft und redlich fich unfere lieben Getreuen,
Bürgermeister, Rath, Bürger,und Gemeine unserer Stadt Wald-
kirch, in den lezten lutherifchen und bäuerischen Empörungen
und aufrührigen schweren Läufen, gegen un s, das Haus Oester-
reich und die heilige Kirche gehalten haben, so wollen wir
ihnen dafür auch billigen Dank wiffen und sie mit besonderen
Freiheiten und Gnaden bedenken."

Er verlieh der Stadt daher das Recht, dic früher von der
Herrschaft versezte Steuer an sich lösen; sodann, daß keiner
ihrer Bürger ohne Erkenntniß des Rathes gcfänglich einge-
legt werden dürfe; daß uneingeklagte Frevelhandlungen vom
Rathe gleichwohl -verurtheilt und von der Herrschaft bestraft
werden mögen; daß Waldkirch neben der Herrenstube auch
eine besondere Stube für das gemeine Volk, wie sie früher
bestanden, zu eröffnen, und weiter, daß die Stadt außer- und
innerhalb ihrer Mauern das Ungeld zu bezichen habe.

Aus diesen verschiedenen altherkömmlichen Rechtsamen, frei-
burgischen Oberhofserkenntnissen, pfand- und landesherrlichen
Freiheits- und Gnadenertheilungen wurde nun im Jahre 1588
ein ausführliches, wohlgeordnetes Stadtrecht in 40 Artikeln
zusammengesetzt 30), welches von damals an bis in die neuern
Zeiten maßgebend blieb.

Damals hatte Waldkirch bereits eine Blühte seines Stadt-
und Gewerbewesens gcwonnen, wie solche nur in neuester Zeit
wieder erreicht wurde. Durch die Vereinigung der Herrschaften
Kastel- und Schwarzenberg unmittelbar unter dem Hause Oefter-
reich war das Städtlein in ein größeres Ganze eingetreten und
für das vordere Elzthal mit seinen Nebenthälern erst recht
zur „Stadt" geworden.

Das umwohnende Thalvolk holte sich seit uralten Zeiten in
Waldkirch diejenigen Bedürfnisse, welche es nicht selber be-
reitete. Schon im 14ten Jahrhunderte bestunden daselbst Tuch-

30) Die Dtadt besitzt das Original davon noch; es ist beschrieben in
der oberrhein. Zeitschr. XIV, 80.
 
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