Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

DOI issue:
Waldkirch im Elzthale. Eine culturhistorische Skizze
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0620
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
606

auf 10, und die Policrer und Cristallsteinwerker auf 54 zusam-
meufchmolzen. Während des 30jährigen Krieges aber erlosch es
beinahe gänzlich, daher ich in den Acten und Urkunden keine
Nachricht mehr davon finde bis 1660.

Langsam erholte sich das Gewerbe wieder, um unter der
gepriesenen Regierung der Kaiserin Maria Theresia in neuen
Aufschwung zu gelangen, großentheils freilich durch den Abgang
desselben in Freiburg, da die Belagcrung dieser festen Stadt
im Jahre 1744 viele der dortigen Granatenarbeiter verscheuchte
und nach dem nahen Waldkirch trieb.

5^ier nun bluhte es überrafchend schnell und mit solchem
Gcwinne empor, daß sich damals Einer schon rcich genug glaubte,
wenn er nur eine Gran atschleife erbauen durfte. Die Re-
gierung ließ daher mchrere neue Schleifmülen errichten und
steigerte den jährlichen Zins dafür von 20 Kreuzern bis auf
cinen Kronenthaler!

Die 50, 60 und 70er Jahre galten für die goldene Zeit
der Granaten-Arbeitcr. Da reichten wöchentlich ein paar
Tage fleißiger Arbeit hin, eine zalreiche Familie zu eruähren.
Man war des Verdienstes gewiß und sorgte kaum noch vom
Abende auf den Morgen.

Es bestunden in Waldkirch 28 Schleifmülen, jegliche
mit 4 Schleifsteinen (deren einer auf 1000 Gulden zu ftehen
kam), welche 108 Schleifer beschästigten, und neben ihnen ar-
beiteten 250 Bohrer und Polierer. Schlug man zu dem
Erwerbe dieser Leute nun denjenigen der freiburgischen Gra-
natenarbeiter, so ergab sich eine Summe von wenigstens 600,000
Gulden, welche das Geschäft von auswärts alljährlich nach dem
Breisgau brachte.

Leider folgte auf diese Blüthe ein schneller Zerfall. Die
Geheimnisse der Kunst wurden nach auswärts verrathen und
schlaue Jtaliener wußten sich des Nohstoffes zu bemächtigen,
wodurch die Bohrer und Schleifer von selbstständigen Meistern
zu bloßen Lohnarbeitern herabsankcn.

Jn guten Zeiten galt das Tausend geschliffener Gra-
nateu 18 bis 20 Gulden, ein Geschlechtsalter später Lezalte
 
Annotationen