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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Waldkirch im Elzthale. Eine culturhistorische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0622
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608

Neben dem Granatengewerbe zu Waldkirch, so sehr das-
selbe auch abgenommen, trat gleichwohl jedes anderc ziemlich in
den Hintergrund. Die Tuchmacher waren längst völlig abge-
gangen; die altbestehende Papiermüleb^) aber, die lL Roth-
und Weißgerbcr, wie die 40 Schneider- und Schuster-
meister arbeiteten bloß für den einheimischen Bedarf.

Die 42 Waldkirchcr Weber dagegen, im Vereine mit ihren
300 Zunftgenossen in den benachbarten THLlern^^h lieferten
das Jahr hindurch eine schöne Anzal von Leinwand, welche
theils auf die iuländischen MLrkte kam, theils in's Ausland,
namentlich nach der Schweiz gieng. Der benachbarte, von einer
Freiburger Gesellschaft gepachtete herrschaftliche Eisenhammer
zu Kolnau aber verarbeitete jährlich etwa 5000 Zentner für das
umligcnde Breisgau.

Der Handel in Waldkirch war ganz unbedeutend, denn
die 5 Kaufleute daselbst trieben nur Detailgeschäfte, wie gewöhn-
liche Krämer. Auch die Durchfuhr beschränkte sich auf den
Wein, welcher aus dem benachbarten Rebenlande über den Kilpen
nach Schwaben gieng, und auf die Schweine und jungen Nin-
dcr, welche aus Baiern und Wirtenberg kamen, um in den breis-
gauischen Ortschaften verkaust zu werden.

Zn diesem Zustande ungefähr befand sich das waldkirchische
Gewerbewesen bei'm Anfalle des Breisgaues an das badische
Fürstenhaus. Die Nachwehen der langen Kriegszeit verzögerten
die Wiederherstellung des Wohlstandes und' der gewerblichen
Thätigkeit bis in die 30 und 40er Jahre; seit damals aber nahm
die Jndustrie der Stadt den erfreulichsten Fortschritt.

Die bereits 4816 gegründete Baumwollen-Weberei
der Gebrüder Kapferer aus Freiburg erweiterte sich durch eine
Färberei und Schnellbleiche, und erwarb uuter ihrem
gegenwärtigen Besitzer, dem Landtagsabgeordneten Kapferer-

37) Dieselbe war im 30jährigen Kriege zerfallen und 1746 abge-
brannt, woranf die Herrschaft sie neu erbanen ließ.

38) Jrn Jahre 1686 hatten die Weber in dcr Herrschaft die Schnei-
der zu Waldkirch nachgeahmt und waren in eine ähnliche Bruderschaft
zusanunkn getreien.
 
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