Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

DOI issue:
Waldkirch im Elzthale. Eine culturhistorische Skizze
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0624
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
610

Werfen wir nun aus den Gang der Cultur in unserem
Elzthale einen überschauenden Blick, so drängt sich demselben vor
Allem eine maßgebende Wahrnehmung auf. Auch hier, wie
anderwärts im Süden und Westen von Deutschland, wurde anf
keltischen Anfängen durch die kriegsbaukundigen Römer für
die folgende Culturentwickelung eine Grundlage geschaffen, zu
welcher die Germanen aus eigener Befahigung noch viele Jahr-
huuderte lang nicht hätten gelangen mögen.

Denn zur culturmäßigen Fortbildung von Land und Volk
sind die Verkehrs m ittel so nnerläßlich, wie die Luft zum
Leben; die Nömcr aber haben diejenigen Theile von Deutschland,
welche sie beherrschten, mit einem Nctze von Straßen und
Wegen aller Art durchzogen, dessen großartige Anlage und
practisch tüchtigc Ausführung wir in seinen Spuren und Ueber-
blcibseln jetzt noch bewundern müßen.

Die Germanen, beinahe nichts als Bauern, Jäger und
Kriegsmänner, waren keineswegs dazu angethan, ylanmäßig und
dauerhaft angelegte Straßen mit den nöthigen Haltorten und
Schutzthürmen selber zu bauen; sie konnten, nachdem ihnen das
römische Vorland untcrthan geworden, eben nur benüzen, was
die früheren Beherrscher in dieser Beziehung gegründct.

Sodann bemerken wir, wie auch im Elzthale die Einrich-
tungen und Anstalten der Kirche die Boden- und Seelencultur
ganz besonders gefördert, indem das Thalvolk durch die Pfar-
reien und das Stift zu Waldkirch, nnter dem militärischen und
Gerichtsschuze der Freivögte, kirchlich, bürgerlich, gesell- und land-
wirtschaftlich diejeuige Verfassnng und Ordnung erhielt, aus
welcher aller spätere Fortgang desselben beruhte.

Ferner tritt uns, gleichsam als Blühte dieser Entwickelung,
in der Stadt Waldkirch ein bürgerliches Gemeinwesen ent-
gegen, welches durch das Stift und dessen Schirmvogt gegründet
und fortgebildet worden, damit es mit seinem städtischen Geiste

werbewesms die Bevölkerung der Stadt gegen ihre Zahl im Beginne
unseres Jahrhunderts (2050 Seelen) um ein ganzes Viertel derselben zu-
genommen.
 
Annotationen