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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Herzog Ernst von Schwaben. Nach Sage und Geschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0077
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dann aber Burgund, das diesseits des Juxa gelegene wenigstens,
raschen Streichs zu sichern, wenn es mit dem ganzen Reiche
nicht gehen wollte-

Mit dieser Macht im Rücken, sollte dann in Abwesenhcit
des Kaisers dem schwabischen Adel die Proposition gestellt
werden, welche zu spät gestellt, zu Ulm unter seinen Augen so
kläglich abgewiesen wurde.

Drei Factoren waren aber von den Verschworenen außer
Rechnung gelassen, des Kaisers hohes Ansehen, dcs kleinen
Adels Ungunst, und der Neid der übrigen Compctenteu um
Burgund. An der Eingeschüchtertheit, Theilnahmlosigkeit, Eifer-
sucht derer, welche man beizog, scheiterte Alles. Die Veränderer
der Karte von Ob erdeutschland sanken zu politischen Frei-
beutern herab.

Wir haben oben gesehen, daß der linke Flügel des Buudes
aus dem jüngern Konrad und seiner lothringisch en Sippe
bestand, daß derselbe aus Furcht nicht losschlug, wohl aber mit
dem schlimmsten Reichsfeind an der Ostgränze, mit dem Poken-
herzog Miecislaw, landesverrätherische Plane spann. Wie mochte
den Kaiser, welcher eben gegen König Stephan von Ungarn
eine große Heerfahrt rüstete, die Nachricht ergreifen von einem
unerhört blutigen Einfall der Polen, mit welchen manch landes-
flüchtigcr Deutsche sich verbunden!

Mitten im Winter war der Einbruch geschehen. Mehr als
zehntausend Deutsche wareu fortgeschleppt in polnische Ge-
fangenschaft, darunter derBischof von Brandenburg. Furcht-
barer Schrecken verbreitete sich auf weithin. Die Nachricht hie-
von traf den sbolzen, leidenschaftlichen Kaiser im Augenblicke,
wo er den ganzen ritterlichen Heerbann des Reichs, sogar fernher
aus Lothringen, und wohl recht absichtlich gerade daher, aufbot
gegen den Ungarnkönig.

Konrad war wohl seit dem Vertrag über Weißenburg
durch ein Versprechen gebunden, dem Stiefsohn nicht nur eine
Herzogsfahne, sondern ein Herzogtum zu geben. Mit Baiern
war es unthunlich. Und Schwaben? Da mußte ja der Kaiser in
seinem Rücken jeden Augenblick ncuen Aufstand gewärtigen.
 
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