DOI Heft:
Bader, Joseph: Meine Heimatgaue. Eine historisch-ethno-topographische Skizze
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.22621#0380
Meine Heimatgane.
Eine historisch-ethno-lopographilche Skizze.
Von Archivrath vr. Bader.
Zur Zeit meiner Jugend war das badische Bewußtsein
in den Bevölkerungen unseres rheinisch-schwarzwäldischen Ober-
landes noch ein sehr geringes. Man zehrte dort noch von der
Erbschaft aus dem zu Grabe gegangenen dentschen Reiche;
man lebte noch in dessen Begriffen, Anschauungen nnd Sitten;
man hegte und pflegte noch die Erumerungen an seine lezte
Periode und ergieng sich bald in ernstgemeinten, bald in scherz-
hasten Vergleichungen derselben mit den Erscheinungen der
so gewaltsam hereingebrochenen Neuzeit.
Die neue badische Staalsmaschitie war eingerichtet, die
neue Versassung gegeben und eingesührt, und am Rheine
oben, wie nberall im Lande, sprachen einzelne ältere und jüngere
Männer lebhaft dafür und dawider. Ait der übrigen M äntte r
an der Weiber- und Jugendwelt aber gieitg das Alles vor-
über, als wäre es gar nicht vorhanden.
Jn dieser naiven, gemüthlichen, gewohnheitsseligen Welt
beschränkte sich der badische Begriff auf die lustigen Thei-
lungscommiffäre oder jnngen Schullehrer, welche von „Unten
herauf" gekommen, nnd anf die leidige Conscription der
ledigen Bursche, welche die Aeltern und Geschwister so schwere
Sorgen und so bittere Thrünen kostete!
Man lebte da nach altherkömmli ch er, einfacher Weise
seinen Pflichten und Beschüftigungen, seinen Erholungen und
Freuden; man sorgte, arbeitete und leistete Hilfe in Hans und
Felde, man lernte, man übte und erbante sich in der Kirche,
Eine historisch-ethno-lopographilche Skizze.
Von Archivrath vr. Bader.
Zur Zeit meiner Jugend war das badische Bewußtsein
in den Bevölkerungen unseres rheinisch-schwarzwäldischen Ober-
landes noch ein sehr geringes. Man zehrte dort noch von der
Erbschaft aus dem zu Grabe gegangenen dentschen Reiche;
man lebte noch in dessen Begriffen, Anschauungen nnd Sitten;
man hegte und pflegte noch die Erumerungen an seine lezte
Periode und ergieng sich bald in ernstgemeinten, bald in scherz-
hasten Vergleichungen derselben mit den Erscheinungen der
so gewaltsam hereingebrochenen Neuzeit.
Die neue badische Staalsmaschitie war eingerichtet, die
neue Versassung gegeben und eingesührt, und am Rheine
oben, wie nberall im Lande, sprachen einzelne ältere und jüngere
Männer lebhaft dafür und dawider. Ait der übrigen M äntte r
an der Weiber- und Jugendwelt aber gieitg das Alles vor-
über, als wäre es gar nicht vorhanden.
Jn dieser naiven, gemüthlichen, gewohnheitsseligen Welt
beschränkte sich der badische Begriff auf die lustigen Thei-
lungscommiffäre oder jnngen Schullehrer, welche von „Unten
herauf" gekommen, nnd anf die leidige Conscription der
ledigen Bursche, welche die Aeltern und Geschwister so schwere
Sorgen und so bittere Thrünen kostete!
Man lebte da nach altherkömmli ch er, einfacher Weise
seinen Pflichten und Beschüftigungen, seinen Erholungen und
Freuden; man sorgte, arbeitete und leistete Hilfe in Hans und
Felde, man lernte, man übte und erbante sich in der Kirche,