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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1864-1866

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Wirth, Hermann: Die Stadt Mosbach, historisch, topographisch und statistisch geschildert
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https://doi.org/10.11588/diglit.22621#0116
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wiesen-sind. Sicher scheint soviel zu sein, daß an der Stelle
der Stadt ursprnnglich eine römische Niederlassung war,
was wir aus folgenden Gründen vermuthen.

Auf der linken Seite des Neckars zog eine Römrrstr aße
voil Dilsberg bis Obrigheim, wo eiire Neckarüberfahrt zu dem
römischen Alisinum (sezt Neckarelz) führte. Voir hier aus lief
diese Straße über den römischen Ort Neckarburken und über
Dallan (Thalheim) bis Amorbach; dieselbe kann also nur
durch das Mosbacher Thal gegangen sein. Alisinum war
aber eine römische Station mit Besatzung, welche ernährt sein
mußte. Da nun die Zufuhr so vieler Lebensmittel an der Fein-
desgränze höchst beschwerlich gewesen wäre, so war die Anlage
von Colonien in der Nachbarschaft eine Nothwendigkeit.

Die günstige und vor den schädlichen Nordwinden geschützte
Lage der Mosbacher Gemarkung, bei dem Umstande, daß von
hier aus das Thal gegen Neckarelz sich erweitert nnd dorthin
abfällt, läßt vermuthen, daß das jetzige Mosbach eine solche
Colonie für die Neckarelzer Besatzung gewesen sei. Dieses unter-
stützt der Namen des Gewannes „an den Zeilbäumen", denn
dieser lautet aus römische Gütervermessung, weil die Römer die
Gütermarken mit Gränz- oder Zeilbäumen Lezeichneten (nl-bni-68
terminnies). Noch mehr aber, das Schloß zuMosbach erscheint
in den Urkunden als „die Burc", dem althochdeutschen Namsn für
das römische Castell. Nimmt man nun hinzu, daß die hier vor-
beisührende Straße, ebensowohl als die Colonie, eines militäri-
schen Schutzes Ledutfte, so gewinnt die Annahme nicht bloß
Wahrscheinlichkeit, sondern beinahe Gewißheit, daß Mosbach
eine römische Niederlassung und das Schloß daselbst ein römi-
sches Castell gewesen ist.

Ohne diese Annahme wäre das Weitere, was wir von Mos -
bach wissen, nicht erklärbar. Als im Gefolge des Zusammen-
sturzes des römischen Reiches die Alemannen die Gränzen des
römischen Vorlandes durchbrachen, zerstörten sie die Befestigungen,
die Colonien aber schonten sie, nahmen sie in Besitz und zwangen
die Colonisten, das Land zu ihrem Vortheile als Knechte und
Leibeigene zu bebauen. So ward das alte Alisinum von den
 
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