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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 15.1939

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Moog, Friedrich: Paläolithische Freilandstation im älteren Löss von Wyhlen (Amt Lörrach)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42536#0053

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Paläolithische Freilandstation im älteren Löß von Whhlen Amt Lörrach

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Reste seiner Beutetiere vergraben hat. Man kann sich auch vorstellen, daß die eis-
zeitlichen Jäger die Knochen in die Erde vergraben haben, um keine Raubtiere
anzulocken und um selbst vom Verwesungsgeruch nicht belästigt zu werden. Das ver-
hältnismäßig häufige Vorkommen von eiszeitlichen Tierresten im älteren Löß von
Whhlen wird mit diesem Befund plötzlich in ein neues Licht gerückt. Möglicherweise
stehen auch sie mit der Anwesenheit des Armenschen im Zusammenhang und deuten
darauf hin, daß ähnlich wie im Löß von Predmost^ oder Anter-Wisternitz 2° in
Mähren Lagerplätze mit Mahlzeitresten des Ciszeitmenschen vorliegen. Die beiden
zuletzt genannten Lokalitäten sind jedoch bedeutend jünger als Whhlen und gehören
in das Aurignacien.
Das geologische Alter der Station Whhlen festzustellen ist nach den im Teil V
gegebenen Ausführungen nun nicht mehr schwer. Nach dem dort aus stratigraphi-
schem Wege festgelegten Alter gehört der ältere Löh von Whhlen mindestens
in die Eiszeit Riß II der Sörgelschen Vollgliederung. Whhlen ist somit die älteste
Löhstation in Baden. Zeitlich älter wäre nur der berühmte Anterkiefer des homo
heidelbergensis aus den altdiluvialen Sanden von Mauer bei Heidelberg. Nach den
neuesten Untersuchungen Sörgels^ gehören die Mauerer Sande in das Günz II-
Mindel I-Interglazial; der Anterkiefer hat somit ein absolutes Alter von rund
530 000 Jahren.
Das absolute Alter der paläolithischen Station von Whhlen ergibt sich zu rund
190 000 Jahren.
VII.
Im Abschnitt V machte ich bereits darauf aufmerksam, daß das für den älteren
Löß von Whhlen abgeleitete Alter nur ein Mindestalter darstellen kann. Das
Riß II Alter des älteren Löß resultierte aus der Annahme, daß der Löhkomplex
einheitlich ist und die Schotter zur Hochterrasse gehören. Es hat aber durchaus
nichts Gezwungenes, wenn man den Schottern ein höheres Alter als Riß I zu-
schreibt. Der tiefgründige Verwitterungszustand der am Hange liegenden Schotter
kann m. E. nur schwer mit einer Interstadialzeit im Sinne Sörgels erklärt werden.
Die Annahme, daß im Riß I-Riß Il-Interstadial sowohl die tiefgründige Zer-
setzung der Schotter als auch die Aufschwemmung des unteren Lehms vom Hange
her stattgesunden hat, ist nur schwer vorstellbar. Ein Interstadial ist viel zu kurz
und das Cis viel zu wenig abgeschmolzen, als daß die chemische Verwitterung und
die sluviatile Tätigkeit ein solch intensives Zersetzungswerk hätten leisten können.
Man denkt hier vielmehr an eine Interglazialzeit. Bei dieser Annahme erhalten
aber die Schotter von Whhlen bereits „Deckenschotter"-Alter und wären somit in
die Mindeleiszeit zu stellen (Abb. 2 links). Die Erosionsdiskordanz an der Basis
des älteren Löß würde dann die Mindel III-Rih I-Interglazialzeit dokumentieren.
In dem langen Mindel-Riß-Interglazial kann die sestgestellte intensive Verwit-
terungsarbeit sehr wohl geleistet worden sein. Damit rückt aber der dem unteren
Lehm direkt auslagernde ältere Löß bereits in die Eiszeit Riß I. Daß der untere
Teil des älteren Löß ein Riß I-Alter haben kann, dafür sprechen auch die deut-
lichen Anzeichen einer Verlehmungszone im älteren Lößkomplex. Wenn sich diese
Verlehmungszone durch die schlämmanalytische Untersuchung als gesichert fest-
24 I. Daher, Die ältere Steinzeit in den Sudetenländern, Reichenberg 1925 (hier auch
die gesamte ältere Literatur).
2^ K. Absolon, Die Erforschung der diluvialen Mammutjägerstation von Llnter--
Wisternitz an den Pollauer Bergen in Mähren, Teil I/II, Brünn 1933.
26 W. Sörgel, Die Bereisungskurve, Berlin 1933, S. 69.

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