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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 20.1956

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Peroni, Renato: Zur Gruppierung mitteleuropäischer Griffzungendolche der späten Bronzezeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.43787#0086

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Renato Peroni


Funde aus der mykenischen Welt zu gering, will man nicht bei solch systematischer
Fundkritik das ganze FuRUMARKsche System gefährden17).
Auf alle Fälle weisen die sikulischen Nekropolen die gleichen Erscheinungen auf, die
Furumark auch für die mykenische Welt hervorgehoben hat: daß es nämlich keines-
wegs angeht, der Violinbogenfibel ein höheres Alter als der Bogenfibel zuzubilligen.
Diese Tatsache möchte v. Merhart gerne mit einem verspäteten Auftreten der
Violinbogenfibel in Sizilien erklären. Wenn man jedoch, ihm folgend, einen Zeit-
abstand von zwei Jahrhunderten zwischen dem Ende der großen mykenischen Import-
welle und der Thapsoskultur (1300) einerseits und dem Bogenfibelhorizont (1100)
andererseits annimmt, so entsteht in der sikulischen Chronologie eine große, kaum
füllbare Lücke, die der ganzen frühen Urnenfelderzeit entspricht. Dies kann aber nicht
der Fall sein, denn die Fundtatsachen sprechen dagegen. So gehört die Violinbogen-
fibel von Cozzo Pantano nicht einer sekundären, sondern einer primären Form an.
wie sie z. B. auch in der apenninischen Schicht von Scoglio del Tonno vertreten ist.
Die sizilianische Kniefibel aus dem gleichen Grab von Cozzo Pantano stammt sehr
wahrscheinlich aus einer anderen, wohl späteren Bestattung, die (nach keramischen
Beifunden aus anderen Gräbern) vermutlich der Cassibilekultur angehören dürfte.
Die gesamte restliche Fundmasse des Grabes von Cozzo ist im übrigen der Thapsos-
kultur zuzuweisen18). Dennoch besteht kein Grund, die Violinbogenfibel von Cozzo
del Pantano vor 1300 zu datieren, denn die neuen, noch unveröffentlichten Aus-
grabungen von Bernabö Brea in Thapsos haben bewiesen, daß die Welle mykenischen
Imports und damit die Thapsoskultur selbst nicht um 1300 endigt, vielmehr ins
13. Jahrhundert weiterläuft19). Sonst sind nur noch zwei andere Violinbogenfibeln aus
sikulischen Gräbern bekannt geworden: die eine aus Pantalica entstammt einem ge-
schlossenen Grabfund aus der frühesten Periode20). Mit ihr gefunden wurde ein Krug
archaischer herzförmiger Art sowie ein Bronzespiegel mit drei Nietlöchern von einer
in der ägäischen Welt häufigen Form, die z. B. in der Nekropole von Zapher Papoura
gut vertreten ist, die im übrigen kein Grab aus der Zeit nach 1230 geliefert hat. Es ist
die gleiche Vergesellschaftung, die in einem anderen geschlossenen Grabfund von Pan-
talica (Taf. 8, A) zusammen mit einem Griffzungendolch unserer Gruppe A vor-
kommt. Die zweite Violinbogenfibel stammt aus einem leider nicht mehr trennbaren
Inventar einer kleinen Gräbergruppe von Valledolmo, prov. Caltanissetta (Taf. 8, B),
zu dem ferner eine Bogenfibel, aber auch ein Griffzungendolch unserer Gruppe A
gehören.
Solche Befunde stützen Furumarks Datierung der ältesten ägäischen Bogenfibeln schon
ins 13. Jahrhundert. Freilich soll damit keineswegs etwa mykenischer Ursprung dieser
Fibelgattung angedeutet werden. Doch scheint es unmöglich, an einen chronologisch

17) A. Furumark, Chronology of Mycenaean Pottery (1941) 35 ff.
18) Monumenti Antichi 2, 1891, 12 ff. (Grab 9), Taf. 1,3—7. 10. 16. — Aus derselben Nekropole
eine weitere Kniefibel ebenda Taf. 2, 2. — Cassibile-Keramik ebenda Taf. 1, 8.
lfl) Über mykenischen Import im Westen: East and West 5, 1954, 114 ff. (R. Peroni).
20) Nekropole Nord, Grab 37: Monumenti Antichi 9, 1899, 56, Taf. 8, 8. Ein Versuch zur chrono-
logischen Gliederung der Nekropolen von Pantalica wird demnächst vom Verfasser vorgelegt
werden.
 
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