292
Buchbesprechungen
Hans P. Schad’n: Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich.
Prähistorische Forschungen, herausgegeben von der Anthropologischen Gesellschaft in
Wien, Heft 3. Verlag Ferdinand Berger, Horn-Wien 1953. 268 Seiten, 47 Abbildungen,
2 Kartenbeilagen.
Die vorliegende Arbeit — schon 1944/46 im wesentlichen abgeschlossen, aber erst 1953 erschie-
nen — stellt einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der mittelalterlichen Burgen Mitteleuropas
dar; gerade auch deshalb, weil der Verfasser sich die Aufgabe gestellt hat, die in vielen einschlä-
gigen Werken zu kurz gekommenen Hausberge — Burghügel, die einen Turm oder ein Haus, aus
Holz oder Stein, trugen; der Ausdruck entspricht in der engeren heutigen Bedeutung der Bezeich-
nung „Burstei“ im schwäbisch-fränkischen Raum — als Reste kleiner Niederadelsburgen des
früheren Hochmittelalters zu untersuchen.
Im Hauptstück arbeitet Schad’n die Sonderstellung der Hausberge innerhalb der vorgeschicht-
lichen, frühgeschichtlichen, mittelalterlichen und neuzeitlichen Wehrbauten heraus; außerdem stellt
er den terminus technicus „Hausberg“ den anderen in den Quellen und der Literatur üblichen
Bezeichnungen von Wehrbauten gegenüber. Die Anwendung der umstrittenen Schuchhardtschen
Unterscheidung zwischen fränkischer und sächsischer Burgenform auf die süddeutschen Verhält-
nisse, insbesondere auf die Hausberge, wird abgelehnt. Die Hausberge selbst scheidet der Verf. in
vier Typen: einfache Rundhügel (Kegelstumpf); pyramidenförmige Hügel mit rechteckiger oder
quadratischer Grundfläche; Verbindungen von Kegel- und Pyramidenstumpf, dazu drei bis vier-
teilige Werke, bei denen auch andere Formen vorkommen; atypische Anlagen. Der Umwallung
wird wenig Einfluß auf die Gestalt des Kernwerkes der Anlage zugeschrieben, betont wird da-
gegen die starke Abhängigkeit vom Gelände, Verwendung und Zweck, rechtliche Stellung, Einrich-
tung und Ausstattung (Einbauten aus Holz oder Stein u. ä.), Verbreitung, Zeitstellung (11. Jahrh.)
und siedlungsgeschichtliche Bedeutung, Volkskunde (Namen, Sagen u. ä.) und schließlich der Denk-
malschutz sind weitere Gesichtspunkte, die berücksichtigt werden.
Im II. Hauptstück wird die Geschichte der Flausbergforschung in Niederösterreich behandelt. Ge-
genüber der ursprünglichen Deutung als Grabhügel oder als Heiligtum, wie sie vor allem Matthäus
Much vertreten hat, vermochte sich die Erklärung als Befestigungsanlagen erst allmählich durchzu-
setzen; vor allem Moritz Hoernes und Anton Dachler, dann auch Oswald Menghin haben ihr zum
Durchbruch verholfen. Dementsprechend wurde auch der Zusammenhang der Hausberge mit der
deutschen Besiedlung des Mittelalters erst allmählich erkannt; auch hier sind Hoernes, Dachler und
Menghin wieder an erster Stelle zu nennen. Much hatte die Hausberge als quadisch oder rugisch
angesehen und ins 3. bis 5. Jahrhundert, später in die Latenezeit gesetzt; andere wiesen sie der
Völkerwanderungszeit zu. Ein ausführliches, nach den Erscheinungsjahren geordnetes Verzeichnis
des speziellen Schrifttums über die Hausberge Niederösterreichs gibt eine wertvolle Ergänzung
dieses Abschnittes.
Ein Inventar der niederösterreichischen Hausberge bildet das III. Hauptstück. Die Beschreibung
der einzelnen Anlagen gliedert sich in die Lagebeschreibung (Lage zum Ort und im Gelände, Ver-
hältnis zu Gebäuden oder geschichtlichen Punkten der Umgebung, z. B. neueren Burg- oder Schloß-
bauten, Maierhöfen, Wüstungen), die Angabe wichtiger Umstände (Bodenbeschaffenheit und Be-
wuchs, Eigentumsverhältnisse, Erhaltungszustand, Einbauten) und die eigentliche Beschreibung
(Art, Anzahl und Form der Erdwerke, Maße; Überreste dazugehöriger Anlagen, wie Ortsbefesti-
gungen, Hof, Wächterhaus, eingebaute Türme; technische Ausführung, Bedeutung in der Entwick-
lungsgeschichte dieser Bauten und im Schrifttum; mutmaßliche Bestimmung: Edelmannssitz, Hoch-
werk eines Maierhofes, Vorwerk). Außerdem folgen noch Angaben über Funde und Grabungen,
Geschichte und Siedlungsgeschichte, Volkskunde (Namen und Überlieferung, Sagen und Gebräuche)
sowie Hinweise auf die einschlägige Literatur.
Bedauerlicherweise konnte der ursprünglich geplante Bilderband mit Plänen und Lichtbildern aus
Mangel an Mitteln nicht herausgegeben werden. Dafür sind dem Inventar zahlreiche Pläne bei-
gegeben. Außerdem liegt noch ein Plan im Maßstab 1 : 2 000 der bekannten Anlage von Stillfried
und eine Übersichtskarte bei.
Das Werk von FI. P. Schad’n umreißt sehr ausführlich den Stand der Forschung und ist zweifellos
für die gesamte Burgenforschung von hohem Wert. Es ist nur zu bedauern, daß für unser Gebiet
Buchbesprechungen
Hans P. Schad’n: Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich.
Prähistorische Forschungen, herausgegeben von der Anthropologischen Gesellschaft in
Wien, Heft 3. Verlag Ferdinand Berger, Horn-Wien 1953. 268 Seiten, 47 Abbildungen,
2 Kartenbeilagen.
Die vorliegende Arbeit — schon 1944/46 im wesentlichen abgeschlossen, aber erst 1953 erschie-
nen — stellt einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der mittelalterlichen Burgen Mitteleuropas
dar; gerade auch deshalb, weil der Verfasser sich die Aufgabe gestellt hat, die in vielen einschlä-
gigen Werken zu kurz gekommenen Hausberge — Burghügel, die einen Turm oder ein Haus, aus
Holz oder Stein, trugen; der Ausdruck entspricht in der engeren heutigen Bedeutung der Bezeich-
nung „Burstei“ im schwäbisch-fränkischen Raum — als Reste kleiner Niederadelsburgen des
früheren Hochmittelalters zu untersuchen.
Im Hauptstück arbeitet Schad’n die Sonderstellung der Hausberge innerhalb der vorgeschicht-
lichen, frühgeschichtlichen, mittelalterlichen und neuzeitlichen Wehrbauten heraus; außerdem stellt
er den terminus technicus „Hausberg“ den anderen in den Quellen und der Literatur üblichen
Bezeichnungen von Wehrbauten gegenüber. Die Anwendung der umstrittenen Schuchhardtschen
Unterscheidung zwischen fränkischer und sächsischer Burgenform auf die süddeutschen Verhält-
nisse, insbesondere auf die Hausberge, wird abgelehnt. Die Hausberge selbst scheidet der Verf. in
vier Typen: einfache Rundhügel (Kegelstumpf); pyramidenförmige Hügel mit rechteckiger oder
quadratischer Grundfläche; Verbindungen von Kegel- und Pyramidenstumpf, dazu drei bis vier-
teilige Werke, bei denen auch andere Formen vorkommen; atypische Anlagen. Der Umwallung
wird wenig Einfluß auf die Gestalt des Kernwerkes der Anlage zugeschrieben, betont wird da-
gegen die starke Abhängigkeit vom Gelände, Verwendung und Zweck, rechtliche Stellung, Einrich-
tung und Ausstattung (Einbauten aus Holz oder Stein u. ä.), Verbreitung, Zeitstellung (11. Jahrh.)
und siedlungsgeschichtliche Bedeutung, Volkskunde (Namen, Sagen u. ä.) und schließlich der Denk-
malschutz sind weitere Gesichtspunkte, die berücksichtigt werden.
Im II. Hauptstück wird die Geschichte der Flausbergforschung in Niederösterreich behandelt. Ge-
genüber der ursprünglichen Deutung als Grabhügel oder als Heiligtum, wie sie vor allem Matthäus
Much vertreten hat, vermochte sich die Erklärung als Befestigungsanlagen erst allmählich durchzu-
setzen; vor allem Moritz Hoernes und Anton Dachler, dann auch Oswald Menghin haben ihr zum
Durchbruch verholfen. Dementsprechend wurde auch der Zusammenhang der Hausberge mit der
deutschen Besiedlung des Mittelalters erst allmählich erkannt; auch hier sind Hoernes, Dachler und
Menghin wieder an erster Stelle zu nennen. Much hatte die Hausberge als quadisch oder rugisch
angesehen und ins 3. bis 5. Jahrhundert, später in die Latenezeit gesetzt; andere wiesen sie der
Völkerwanderungszeit zu. Ein ausführliches, nach den Erscheinungsjahren geordnetes Verzeichnis
des speziellen Schrifttums über die Hausberge Niederösterreichs gibt eine wertvolle Ergänzung
dieses Abschnittes.
Ein Inventar der niederösterreichischen Hausberge bildet das III. Hauptstück. Die Beschreibung
der einzelnen Anlagen gliedert sich in die Lagebeschreibung (Lage zum Ort und im Gelände, Ver-
hältnis zu Gebäuden oder geschichtlichen Punkten der Umgebung, z. B. neueren Burg- oder Schloß-
bauten, Maierhöfen, Wüstungen), die Angabe wichtiger Umstände (Bodenbeschaffenheit und Be-
wuchs, Eigentumsverhältnisse, Erhaltungszustand, Einbauten) und die eigentliche Beschreibung
(Art, Anzahl und Form der Erdwerke, Maße; Überreste dazugehöriger Anlagen, wie Ortsbefesti-
gungen, Hof, Wächterhaus, eingebaute Türme; technische Ausführung, Bedeutung in der Entwick-
lungsgeschichte dieser Bauten und im Schrifttum; mutmaßliche Bestimmung: Edelmannssitz, Hoch-
werk eines Maierhofes, Vorwerk). Außerdem folgen noch Angaben über Funde und Grabungen,
Geschichte und Siedlungsgeschichte, Volkskunde (Namen und Überlieferung, Sagen und Gebräuche)
sowie Hinweise auf die einschlägige Literatur.
Bedauerlicherweise konnte der ursprünglich geplante Bilderband mit Plänen und Lichtbildern aus
Mangel an Mitteln nicht herausgegeben werden. Dafür sind dem Inventar zahlreiche Pläne bei-
gegeben. Außerdem liegt noch ein Plan im Maßstab 1 : 2 000 der bekannten Anlage von Stillfried
und eine Übersichtskarte bei.
Das Werk von FI. P. Schad’n umreißt sehr ausführlich den Stand der Forschung und ist zweifellos
für die gesamte Burgenforschung von hohem Wert. Es ist nur zu bedauern, daß für unser Gebiet