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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 20.1956

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Buchbesprechungen
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Schmid, Elisabeth: [Rezension von: Hans Baumann, Die Höhlen der großen Jäger]
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Schmid, Elisabeth: [Rezension von: G. H. R. v. Koenigswald, Begegnungen mit dem Vormenschen]
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https://doi.org/10.11588/diglit.43787#0295

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Buchbesprechungen

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Buchbesprechungen
Hans Baumann: Die Höhlen der großen Jäger. Vier Jungen und ein Hund geraten
in die Eiszeit. Ensslin & Laiblin Verlag, Reutlingen 1953, Preis 3,95 DM.
In zunehmendem Maße wird durch bebilderte Bücher sowie durch Berichte in Zeitungen, Illu-
strierten und Radio die Kenntnis von der Höhlenmalerei des altsteinzeitlichen Jägers verbreitet.
Wer selbst nur Wiedergaben dieser Darstellungen gesehen hat, ist vom Rätselhaften und Groß-
artigen dieser ersten Kunstentfaltung des Menschen ergriffen und spürt, daß die schöpferische
Gestaltungskraft, die sich vor allem in der Kunst äußert, eine dem Menschen ursprünglich inne-
wohnende Eigenschaft ist, die nicht erst im Laufe der geschichtlichen Entfaltung wuchs, sondern
lediglich in den verschiedenen Zeiten und an den verschiedenen Orten jeweils einen anderen und
der historischen Situation entsprechenden Ausdruck gefunden hat.
Sind auch schon Tausende von Darstellungen in über sechzig Höhlen bekannt und liegt auch
schon eine Forschertätigkeit von über fünfzig Jahren vor, so sind die „Erklärungen“ über diese
Darstellungen von zumeist großen Tieren, wie Bison, Mammut, Ren, Löwe, Hirsch u. a., im
Grunde erst tastende Versuche. Dennoch vermag die Fülle des Bekannten einen Einblick in das
Handeln jener Eiszeitjäger zu geben, wobei sich die Grenzen unseres Wissens spürbar abzeichnen.
Die schwierige Aufgabe, diesen Bereich frühen menschlichen Wirkens der Jugend zu öffnen, hat
Hans Baumann in dem vorliegenden Buch unternommen. Gründliche Beschäftigung mit dem
Wissensbereich, eigene Anschauung in den Höhlen Frankreichs und eine lebhafte Phantasie wirken
hier so glücklich zusammen, daß ein Buch entstanden ist, welches die Jugendlichen zu begeistern
vermag. Aus der Fülle der Probleme und Darstellungen hat der Verfasser sehr geschickt die Ent-
deckungsgeschichte der erst seit 1940 bekannten, reich ausgemalten Höhle Lascaux als Rahmen
benützt. Im Gegenüber der jugendlichen Entdecker mit dem Altmeister der Altsteinzeitforschung
Frankreichs — Henri Breuil — läßt er in der Abgeschlossenheit dieser Höhle die Entdeckungs-
geschichte zweier anderer, von Kindern gefundenen und zu großer Berühmtheit gelangten Höhlen
wieder aufleben und verbindet damit die Schilderung der altsteinzeitlichen Zustände und die ver-
breiteten Deutungen dieser Kunst.
Einige kleine Unrichtigkeiten in der ersten Auflage sind inzwischen beseitigt, so daß dieses Buch,
das einen so schwierigen und reichhaltigen Stoff in anregender Form meistert, allen Jugend-
bibliotheken wärmstens empfohlen werden kann. Der niedrige Preis macht es auch als Geschenk
geeignet, und es wird über die Jugendzeit hinaus Bestand haben. Auch eignet sich das Buch vor-
züglich zum Vorlesen in der Familie oder in Jugendgruppen.
Freiburg i. Br. Elisabeth Schmid
v. Koenigswald, G. H. R.: Begegnungen mit dem Vormenschen. Eugen Diedericbs Ver-
lag 1955, 13,SO DM.
Die immer wieder auftauchenden Zeitungsnotizen über neue Vormenschen- und Urmenschenfunde
in Südafrika haben das Interesse an der Herkunft des Menschen und seiner „Abstammung“ in
weiten Kreisen geweckt. Deshalb war es ein glücklicher Gedanke v. Koenigswalds, mit dem vor-
liegenden Buch diesen ganzen Probiemenkomplex in allgemein verständlicher Form vorzulegen.
Da der Verfasser, heute Professor für Paläontologie an der Universität Utrecht, selbst bei Aus-
grabungen und Entdeckungen aktiv tätig war und mit den übrigen Entdeckern in enger persön-
licher Verbindung stand und noch steht, erfährt der Leser unmittelbar, wie in einem Gespräch,
die Geschichte dieser Forschung und das allmähliche Wachsen der heutigen Vorstellungen vom
Verhältnis Mensch und Affe. Der Verfasser nimmt den Leser mit zu den Grabungsstellen auf
Java, in China, in Afrika. Glück und Unglück, Ausdauer, Strapazen, verständnisvolle Hilfe und
bittere Verluste lassen das Abenteuerliche solcher Unternehmungen so recht bewußt werden. Das

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