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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 20.1956

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Revellio, Paul: Die Canabae von Kastell Hüfingen: alte und neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.43787#0119

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Die Canabae von Kastell Hüfingen

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AMPHORENHENKEL
(Taf. 19, 13 — 14)
1. L. C. M. vgl. dazu CIL XIII, 3, 1, 10002 Nr. 150: L. Calpurnius Marssus, vertreten in Mainz,
Heddernheim, Grimmlinghausen, Zugmantel.
2. ROMAN, vgl. dazu CIL XIII, 3, 1, 10002 Nr. 430; vertreten in Worms und Nimwegen.
Sigillaten mit dem matten, stumpfen, fleckigen Überzug der frühen Zeit, wie sie im
Kastell zahlreich zutage kamen, sind nur zwei gefunden; die meisten Stücke zeigen den
spiegelnden Glanz der flavischen Zeit. Von den Tellern fehlen die reich profilierten
Stücke Drag- 15 —17 vollständig. Von den Tassen und Schalen sind bezeichnenderweise
die länger als bis ans Ende des 1. Jahrhunderts lebenden Formen wie Drag. 27 am meisten
vertreten: neun Stücke. Es überwiegen die größeren Stücke.
Von den flachen Schälchen und Tellern mit Barbotinerand, von denen während der
Grabungen im Kastell nur ein Stück gefunden wurde, liegen elf Stück vor. Sie kommen
ja auch in Rottweil sehr zahlreich vor, während sie im claudischen Hofheim selten sind.
Von den Täßchen mit Strichelrand (Drag. 24) wurde nur ein Stück gefunden, während es
im Kastell fünfzehn waren. Ebenso spärlich sind andere frühe Formen: ein Bruchstück
eines Napfes mit senkrechtem Rand, ebenso zwei Bruchstücke von Näpfchen mit geknick-
ter, im oberen Teil senkrechter Wand (Ritterling Typus 9 A). Die langlebige konische
Tasse Drag. 33, die im Kastell nicht gefunden wurde, ist mit fünf Exemplaren vertreten,
dem Überzug nach teilweise wohl erst dem 2- Jahrhundert angehörend. Auch von der
späten konischen Tasse mit eingeknickter Lippe und Barbotineschmuck (Niederbieber Typ
8 b und Gose, Gefäßtypen Typ 87/8) ist ein Stück gefunden.
Diesen Verhältnissen bei den Gefäßformen entsprechen auch die der Bilderschüsseln.
Während im Kastell mit einer Ausnahme von uns nur Schüsseln Drag. 29 gefunden wur-
den, liegen bis jetzt in der Canabae Bruchstücke von etwa neun Schüsseln Drag. 29 und
31 von Drag. 37 vor. Von diesen Drag. 29-Schüsseln könnten nur zwei (Taf. 15, 3 und
16, 5) in vorvespasianische Zeit gehören. Die übrigen sind nach ihrer Form (ausgeprägter
Bauchknick, nach auswärts gebogener Rand) flavisch. Von den Drag. 37-Schüsseln dürften
etwa 16 südgallischen Manufakturen, zwei Lezoux, elf Heiligenberg und eine Rhein-
zabern zuzuweisen sein (die Stücke Taf. 19, 3 —12 aus der Villa im Deggenreuschenwald
sind hier und in der folgenden Aufstellung fortgelassen).
Nach spärlichen Anfängen in der vorflavischen Zeit dürfte sich die Siedlung in flavischer
Zeit entwickelt haben. Aber während im Kastell nach 74 n. Chr. alles Leben schroff
abbricht, zeigen die Sigillaten, daß in den Canabae im „Mühlöschle“ auch nach dem
Abzug der Besatzung noch bedeutendes Leben geherrscht haben muß. Den Resten von
ca. 31 Schüsseln südgallischen Fabrikats treten Bruchstücke von ca. 15 z. T- gleichzeitigen,
z. T. jüngeren Exemplaren aus mittel- und ostgallischen Werkstätten an die Seite. Dieses
Leben in der Etappe muß bis in die Mitte des 2. Jahrhunderts gedauert haben. Welches
die wirtschaftliche Grundlage dieses Lebens war, ist zunächst nicht zu erkennen. Der
Töpferofen gehört in die flavische Zeit. Schon bei den Funden im Frankschen Garten
waren Eisenschlacken aufgefallen, auch bei den letzten Aufschlüssen zeigten sich immer
wieder Eisenreste, z. T. zusammengebacken mit Scherben.

V i 1 1 i n g e n

Paul Revellio
 
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