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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 20.1956

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Nierhaus, Rolf: Zur Bedeutung der bürgerlichen Siedlung im Gewann "Mühlöschle", Gemarkung Hüfingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.43787#0121

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Zur Bedeutung der bürgerlichen Siedlung im Gewann „Mühlöschle“, Gemark. Hüfingen

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Zur Bedeutung der bürgerlichen Siedlung
im Gewann „Mühlöschle“, Gemarkung Hüfingen
Die Vorlage der älteren und neueren Funde aus der römerzeitlichen bürgerlichen Siedlung
im Gewann „Mühlöschle“, nördlich der Breg gegenüber dem Kastellhügel des „Galgen-
bergs“ gelegen, durch P. Revellio in vorstehendem Aufsatz, wofür ihm alle an der Römer-
forschung im Limesgebiet interessierten Kreise zu Dank verpflichtet sind, ermöglicht es,
der Frage nach der sozialen und wirtschaftlichen Bedeutung dieser Niederlassung etwas
weiter nachzugehen. Wenn in der folgenden historischen Auswertung der archäologischen
Unterlagen z. T. andere Ansichten vorgetragen werden als die oben von Revellio ver-
tretenen, so mag daraus deutlich werden, wie sehr die Forschung über diese Dinge noch
im Fluß ist und wie jeder neue Fund die Möglichkeit zu verschiedenen Deutungen freigibt.
Im wesentlichen klar liegt das zeitliche Verhältnis zwischen dem Kastell auf dem
„Galgenberg“ und der bürgerlichen Siedlung im „Mühlöschle“ zutage.WieRevellio S. 113
schon zutreffend besonders anhand der Sigillaten herausgearbeitet hat, decken sich die
keramischen Funde des Kastells und der bürgerlichen Siedlung zeitlich nur in geringem
Maße. Im ganzen fängt die bürgerliche Siedlung wohl kurz vor dem Zeitpunkt an, an
dem das Kastell abbricht, also grob gesprochen in frühflavischer Zeit. Als genauen Termin
der Räumung des Kastells hat Revellio schon früher (Kastell Hüfingen 19 f.; 28) über-
zeugend die Wochen oder Monate kurz nach der Beendigung des bekannten Feldzugs des
Cn. Pinarius Cornelius Clemens 73j7^ n.Chr., wahrscheinlich das Spätjahr 74, erschlossen.
Das würde besagen, daß die Siedlung erst während des Feldzugs 73/74 oder unmittelbar
danach angelegt worden ist. Spärliche Anfänge in vorflavischer Zeit, wie sie Revellio
S. 113 annimmt, vermag ich nicht zu erkennen; einige möglicherweise vorflavische Scher-
ben beweisen nichts. Vielmehr ist das keramische Material, wie schon angedeutet, durch-
weg frühestens flavischer Zeitstellung, also vielleicht in den allerersten kurzen Anfängen
gleichzeitig mit der letzten Belegung des Kastells, im wesentlichen aber jünger. Das gilt
in erster Linie für die Sigillaten, über die Revellio S. 109 ff. ausführlich gehandelt hat, es
gilt aber auch für das einfache glatt- und rauhwandige Geschirr, die Nigra usw., und
nicht zuletzt für die Fehlbrände aus dem Abfallhaufen (oben S. 104 f.).
Bietet demnach die Chronologie der „Mühlöschle“-Siedlung weiter keine Schwierigkeiten,
so dafür desto mehr die nächste Frage, wer die Träger der Siedlung gewesen sind- Haben
sich alte Bewohner des bis dahin vc-n Rom unabhängigen rechtsrheinischen Landes hier im
Schutze der römischen Waffen angesiedelt, oder handelt es sich um ein Canabae-Dorf,
wie Revellio annimmt, d. h. um eine Niederlassung der das Heer begleitenden und von

-• Für die abgekürzt zitierte Literatur gilt das Abkürzungsverzeichnis am Ende des vorstehenden
Aufsatzes von P. Revellio.
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