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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 20.1956

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Garscha, Friedrich: [Rezension von: Hans Bott, Bajuwarischer Schmuck der Agilofingerzeit]
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https://doi.org/10.11588/diglit.43787#0304

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Buchbesprechungen

schuhsheim (Wagner 2 [1911], 265 Fig. 227). Diesen drei Gattungen stehen nur wenige Stücke
mit christlichem Bildgut (Kreuz) gegenüber.
Der Versuch des Verfassers, „einen Teil des bajuwarischen Grabgutes, nämlich den Frauenschmuck,
hauptsächlich auf Grund formenkundlicher Erwägungen in seinem Verhältnis zum festländischen
Vergleichsstoff germanischen und nichtgermanischen Charakters genauer zu bestimmen“, darf man
ohne Einschränkung als gelungen bezeichnen. Die vorliegende Arbeit zeigt, daß auch formenkund-
liche Untersuchungen von historischem Wert sind, wenn sie, wie es der Verfasser überzeugend
dartut (S. 198 ff.) als Indizien für historische Vorgänge oder gar für das politische Kräftespiel
gedeutet werden. So können die archäologischen Einflüsse aus dem pannonisch-langobardischen
wie später aus dem italisch-langobardischen Gebiet zu Rückschlüssen auf das politisch engere Ver-
hältnis der Bajuwaren zu den Langobarden (enger als zu den Franken, die ihrerseits in gutem
Einvernehmen zu den Langobarden stehen) berechtigen. Das Fehlen spezifisch bajuwarischer
Fibelformen deutet Bott als Beweis für den relativ späten Eintritt der Bajuwaren in die geschicht-
liche Welt, d. h. für ihre späte Ausbreitung auf vormals rätisch-norischem Boden (bis gegen die
Mitte des 6. Jahrhunderts), die für eine frühzeitige Ausbildung eines selbständigen Kunsthand-
werks nicht günstig war.
Besondere Beachtung schenkt der Verfasser am Schluß seines Buches den Fundgegenständen mit
christlichen Bildmotiven. Zeitlich fallen diese Stücke durchweg in das 7. Jahrhundert, was zu dem
Schluß berechtigt, eine ersthafte vorfränkische Christianisierung Bayerns (nach arianischem Glau-
ben) abzulehnen. Gegen Ende des 7. Jahrhunderts nimmt der Verfasser zumindest bei der sozialen
Oberschicht ein schon durchgehend gefestigtes Christentum an. Und wenn im 8. Jahrhundert die
Beerdigung in den „Gottesäckern“ allgemein gebräuchlich wird, ist dies ein Zeichen für die
äußerlich vollendete Katholisierung des Landes, was noch nicht mit einer „gleichmäßigen inneren
Bereitschaft“ oder gar einer „begrifflichen Durchdringung des Gesamtvolkes mit der christlichen
Heilsbotschaft“ gleichgesetzt wird. In der Ablehnung der früher vielfach verfochtenen These der
arianischen Glaubenszugehörigkeit der Bajuwaren weiß sich der Verfasser mit den neuesten
kirchengeschichtlichen Untersuchungsergebnissen von R. Bauerreiß (Kirchengeschichte Bayerns,
1. Bd. [1949]) darin einig, daß „eine entschiedene Hinwendung zum neuen Glauben nicht vor der
irischen Frühmission des 7. Jahrhunderts ersichtlich wird, ein Ansatz, der auch vom Standpunkt
der wenigen einschlägigen Bodenfunde als gerechtfertigt erscheint“.
Karlsruhe Friedrich Garscha
 
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